Wie können wir Energie sparen? Wer neu gebaut hat, dem fällt das dank neuer und nachhaltiger Technik leichter als jemandem, dessen Haus schon einige Jahrzehnte alt ist. Was ist bei Bestandsimmobilien energetisch möglich? Wie fast immer im Leben geht es dabei vor allem ums Geld.
Thomas Weber (61) aus Künzell ist seit mehr als 20 Jahren Energieberater. Mit den explodierenden Energiekosten steigt der Bedarf an Energieberatung stark an, weiß er. Angesichts der Inflation sind jedoch die finanziellen Unsicherheiten groß. Weber erklärt, dass vor allem die Eigentümer von älteren Gebäuden merken, dass sie energetisch etwas tun müssen.
Der Energieberater rät immer dazu, eine ganzheitliche energetische Sanierung vorzunehmen. Eine Teilsanierung ist aus energetischer Sicht bitter und eine vertane Chance", betont Weber. Wer sofort die energetische Runderneuerung" für sein Gebäude wählt, der könne 90 Prozent Energie einsparen. Und: Bis zu 65 Prozent der dann noch nötigen Energie käme aus erneuerbaren Energien. Doch der Experte weiß: „Nicht der Umweltschutz bewegt die Leute, sondern der Geldbeutel."
Umso besser ist es, dass der Staat energetische Sanierungen bezuschusst. Für verschiedene Maßnahmen gibt es eine finanzielle Unterstützung in Form von Fördergeldern oder zinsvergünstigten Darlehen, zum Beispiel über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Wer sein Haus zu einem Gebäude mit dem Energiestandard KfW-55" umbaut, bekommt bis zu 20 Prozent der Gesamtkosten bezuschusst, so Weber. Für eine Runderneuerung führen mehrere Baustellen" zu einem klimaneutralen und energieeffizienten Gebäude: die Heizung, Dämmung und Fenster, das Dach und die Lüftung.
HEIZUNG
"Mit einer neuen Heizung betätige man energetisch den größten Hebel", betont Weber. Bei neuen Häusern werden zum Großteil Wärmepumpen in Kombination mit einer Fußbodenheizung eingebaut. Doch bei Altbauten sei diese Variante in der Regel unwirtschaftlich, die Heizkörper müssten dafür ausgetauscht werden. Weber rät zu einer Pelletheizung, "die mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz gefüttert" wird. Wer die Ölheizung rauswirft, habe dafür direkt den freien Lagerraum, den eine Pelletheizung benötigt.
DÄMMUNG UND FENSTER
"Nur" neue Fenster - der Effekt dieser Maßnahme werde von vielen überschätzt, das bringe nur sieben bis zehn Prozent Energieeinsparung, sagt Weber. "Neue Fenster in Kombination mit einer Fassadendämmung - das ist das Dreamteam", betont er. Das eine funktioniere kaum ohne das andere. So könne ein Wärmeverlust minimiert werden. Der Experte rät zu einem Wärmedämmverbundsystem, bei dem Dämmung außen an die Hausfassade angebracht und das Gebäude neu verputzt wird.
DACH
Auch das Dach will gut gedämmt sein, was meist mit einer neuen Dacheindeckung einhergehe. "Bei einer Sanierung von Altbauten sind die Sparren im Dachstuhl meist zu schmal, sie müssen aufgedoppelt werden, damit die Wärmedämmung dazwischen angebracht werden kann, oder man packt Wärmeplatten darüber", so Weber. Dabei bietet es sich an, über Photovoltaik-Platten auf dem Dach nachzudenken, um je nach Neigung des Daches die Sonneneinstrahlung in Strom umzumünzen. Auch PV-Anlagen werden bezuschusst.
LÜFTUNG
Dämmen, dämmen, dämmen - gemäß diesem Credo werden die Häuser immer dichter. Wer zu wenig lüftet, bei dem steigt die Gefahr für Schimmel. Deshalb rät Weber zu einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, die zudem die Luftqualität verbessert. Denn letztlich soll auch das nicht zu kurz kommen, "dass man sich bei aller Energieeinsparung in seinen eigenen vier Wänden wohlfühlt".
Text: Jessica Baier
"NICHT DER UMWELTSCHUTZ BEWEGT DIE LEUTE, SONDERN DER GELDBEUTEL."
Energieberater aus Künzell, zu Bauherren, die ihre Immobilie energetisch sanieren wollen