Egal ob es die alte Energiequelle Wasserkraft oder um die viel diskutierten Zukunftskraftstoffe E-Fuels und Wasserstoff geht, um die Nutzung von Holz und Biogas oder um den Ausbau an Solarflächen - in vielen Bereichen, wo es um erneuerbare Energien geht, liegt die Region Fulda weit vorn.
BESONDERS DYNAMISCHE ENTWICKLUNG
Schon seit Jahrtausenden heizen die Menschen mit dem erneuerbaren Rohstoff Holz. In Pelletform passt er in moderne Heizungsanlagen. Beim Sägewerk Hosenfeld in Hainzell wird ein Baumstamm komplett verarbeitet – zu Brettern für ein Regal oder Baumaterial für ein Haus. Die Rinde, das übriggebliebene Holz und alles, was beim Sägen und Hobeln anfällt, wird weiterverarbeitet – nicht zuletzt zu Pellets. Mit einer Produktionsmenge von 60.000 Tonnen jährlich gehört Hosenfeld zu den Großen in Deutschland.
Bei der Einsicht, dass man Holzreste als Pellets oder Holzhackschnitzel zum Heizen ganzer Dörfer nutzen kann, war Osthessen sogar unter den Pionieren: Kalbach-Heubach und Poppenhausen-Sieblos sind beide seit 2008 Bio-Energiedörfer. Die Wärme kommt jeweils zentral aus einer großen Heizungsanlage. Etwa zur gleichen Zeit, Mitte der 2000er Jahre, entstanden viele Biogas-Anlagen im Kreis. Im Landkreis Fulda erzeugen knapp 50 Biogasanlagen Strom und Wärme - unabhängig von Sonne und Wind.
Schon seit rund 100 Jahren erzeugen Mühlen sauberen Strom im Landkreis Fulda. Bis heute verrichten knapp 80 Wasserkraftwerke ihren Dienst. Alle zusammen können eine Stadt von der Größe Hünfelds mit ausreichend Energie versorgen. Größter Vorteil der Mühlen: Sie müssen nicht gebaut werden, sondern sie sind schon da. Auch beim Thema E-Fuels ist ein Unternehmen aus dem Landkreis Fulda bundesweit ganz vorn dabei: Die Fuldaer Firma Knittel wird noch in diesem Jahr eine Pilot-Tankstelle eröffnen.
Bei der Gesamtsumme aller Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien liegt der Landkreis Fulda gemessen an der installierten elektrischen Leistung unter den hessischen Kreisen auf Platz 7. Der Vogelsberg, Pionier beim Ausbau der Windkraft, ist Erster, Main-Kinzig, ebenfalls stark bei der Windkraft, liegt auf Platz 2. Blickt man aber darauf, wo sich die erneuerbaren Energien besonders stürmisch entwickeln, liegt Fulda in etwa gleichauf mit Werra-Meißner und Main-Kinzig auf Platz 2. Mit deutlichem Abstand liegt Hersfeld-Rotenburg hier auf Platz 1. Dort wächst die Windkraft besonders stark.
Die Pläne des Energieversorgers RhönEnergie Fulda, in den nächsten Jahren 100 Millionen Euro in Anlagen zur Erzeugung von sauberem Strom zu investieren, davon 60 Millionen in Photovoltaik und 40 Millionen in Windkraft, werden dafür sorgen, dass Fulda beim Ausbau in Hessen weit vorn bleibt.
PIONIER BEI DER NUTZUNG VON WASSERSTOFF
Bei der Wasserstoff-Nutzung gehört Fulda zu den Pionieren in Hessen. In Osthessen wird man in den kommenden Monaten und Jahren vor der Haustüre erleben, wie dieser Energieträger verfügbar gemacht und auf die Straße gebracht wird. Beim Thema Windkraft holt die Region Fulda kräftig auf. Zu den bestehenden 36 Anlagen sollen in den nächsten Jahren 20 weitere Windräder hinzukommen.
Auch in der Elektromobilität ist Fulda auf der Überholspur: Die Zahl der reinen Elektrofahrzeuge im Landkreis Fulda - rund 3.400 Ende 2022 - hat sich binnen eines Jahres verdoppelt. Hinzu kommen 2.200 Plug-In-Hybride. Die Zahl der privaten Ladesäulen hat sich binnen zwei Jahren auf 3.500 fast verdreifacht.
Text: Dr. Volker Nies