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Interview mit dem Bürgermeister in Hofbieber: "Mit dem Heimatvirus infiziert"

Markus Röder über den Zuzug aufs Land

Erstellt: Samstag, 23.12.2023
Interview mit dem Bürgermeister in Hofbieber: "Mit dem Heimatvirus infiziert"

Dank der zunehmenden Digitalisierung kann der ländliche Bereich als attraktiver Lebensraum mit der Großstadt mithalten, freut sich Markus Röder. Foto: Mirko Luis

Meist ist es die Sehnsucht nach neuen Erfahrungen, die Ausbildung, ein Studium oder die Liebe, die dazu führt, der Heimat adieu zu sagen. Doch es sind gefühlt immer mehr junge Leute, aber durchaus auch ältere Semester, die sich zur Rückkehr entscheiden.

Dort zu leben, wo die Natur im Gegensatz zur Großstadt direkt vor der Haustür ist und noch die Familie und alte Freunde leben, kann sich lohnen. Denn die meisten Gemeinden im Landkreis Fulda haben sich in den vergangenen Jahren auf vielen Gebieten zu echten Alternativen zur Großstadt entwickelt. Wir sprachen darüber mit Markus Röder (parteilos), Bürgermeister der Gemeinde Hofbieber und Vizepräsident des Hessischen Städte- und Gemeindebundes.
Wie oft konnte Ihre Gemeinde in den vergangenen Jahren schon zurückgekehrte ehemalige Hofbieberer begrüßen?
Hierüber führen wir keine separate Statistik, obwohl das wirklich interessant wäre zu wissen. Vom Gefühl her ist dies sicherlich nicht die große Masse, aber die Beweggründe dahinter kann ich nur allzu gut verstehen. Wie Sie vor ziemlich genau einem Jahr berichtet haben, bin auch ich ein überzeugter Heimatrückkehrer“.
Im Fokus für die Heimkehrer stehen hier vor allem unsere Baugebiete, wie bei den Bewerbungsverfahren immer wieder deutlich wird, wobei die Rückkehrer in der Bewertung eine andere Gewichtung erfahren. Die neu geschaffene Infrastruktur wird genutzt und somit Beruf, Familie und Freizeit sehr gut miteinander kombiniert. 

Wie gut beurteilen Sie die Chancen für Rückkehrer, im Ort schnell wieder Fuß zu fassen und Teil der Gemeinschaft zu werden?
Sehr gut, denn unsere ausgeprägte Vereinsstruktur hält sehr viele Angebote vor. Meist sind die Rückkehrer nie komplett „weg“ gewesen, bleiben Mitglieder in Vereinen und bringen sich dort auch im Rahmen der Möglichkeiten ein. Sie bleiben quasi mit dem „Heimatvirus“ infiziert. 

Wie ist es um verfügbaren Wohnraum beziehungsweise Bauplätze für potenzielle Rückkehrer bestellt - gibt es hier durch die gestiegenen Baukosten und - zinsen frei gewordene Grundstückskapazitäten? 
Ja, wir können nach wie vor dem Markt gerecht Baugrundstücke anbieten. Ganz aktuell gibt es sechs neue Bauplätze im Baugebiet „Rhönblick 1. BA“ auf der Georgshöhe.
Welche Zukunftschancen, aber auch kurzfristig zu lösende Herausforderungen sehen Sie im aktuell zu beobachtenden Zuzug auf dem Land?
Natürlich können wir hier nicht die üppige Infrastruktur einer Großstadt bieten. Aber es hat sich in den letzten Jahren beispielsweise mit der Digitalisierung und der Corona-Pandemie viel entwickelt, was uns nun die Chance bietet, als attraktiver Lebensraum mitzuhalten. Die Gesellschaft verändert sich in eine positive Richtung, wie ich beobachte. 

Die Menschen nehmen die Digitalformate an, weil sie die Vorteile darin erkennen. Es kann ein völlig neuer Work-Life-Rhythm gelebt werden: Mit Homeoffice existiert eine sehr gute Familienvereinbarkeit, aber auch die Möglichkeit der beruflichen Weiterbildung und eine gestiegene Lebensqualität mit der Nähe zur Natur als Entschleunigungsfaktor - auch zwischen zwei Meetings kommen nicht zu kurz.
Was assoziieren Sie persönlich mit dem Begriff Heimat?
Wir sind hoffentlich in der Welt zuhause, aber in Hofbieber daheim! Ich persönlich verbinde mit Heimat vor allem Werte wie Natur, Vereinsstruktur, Traditionen und Dialekt, die es mir möglich machen, mich heimisch zu fühlen. In meinem Heimatort finde ich diese Eigenschaften wieder, die zusammen mit den Mitmenschen auch mich gänzlich mit dem „Heimatvirus“ infiziert haben.
Von MIRKO LUIS

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