Dr. Jana Madlen Schütte lacht. „Wissen Sie, was unser Problem ist? Das Image.“ Die Leiterin der Hochschul- und Landesbibliothek Fulda, 1984 in Göttingen geboren, muss es wissen. Eine Bibliothek: Das ist doch ein heimeliger Ort, abgedunkelt und vollgestopft mit Büchern, über die Männer und Frauen wachen, die das Tageslicht nur selten sehen? "Davon sind wir weit entfernt“, sagt sie. Und spricht von digitaler Transformation, Dokumentenservern und Kl.
Wer die HLB am Campus betritt, findet sich nicht in einer Bücherhöhle wieder. Das Gebäudeinnere ist so offen wie lichtdurchflutet. Eine leicht wirkende Treppe verbindet die Stockwerke, zur einen Seite hin sind Bücherregale zu sehen, zur anderen gehen geschlossene Arbeitsräume ab, und überall stehen Rechner. 2013 wurde das Haus bezogen und natürlich ist das Haus auch für Menschen mit Handicap frei zugänglich.
Vom Fürstbischof ist nichts zu sehen. Dass die HLB ein so stattliches Alter hat, liegt ganz einfach daran, dass sie 1971 als Fachhochschulbibliothek gegründet wurde, 2001 dann aber mit der Hessischen Landesbibliothek fusionierte, die schon 1776 gegründet worden war. „Die Standorte am Campus und am Heinrich-von-Bibra-Platz gehören zusammen“, erklärt Schütte. „Das ist vielen gar nicht bewusst.“
Natürlich unterscheiden sich die beiden Häuser. In der Innenstadt steht das eher klassische Lesepublikum im Vordergrund, Menschen, die sich Bücher vorwiegend aus privatem Interesse ausleihen, aber auch zu Themen für die Aus- und Weiterbildung. Fuldensien werden gesammelt, also alle Texte, die etwas mit Fulda zu tun haben, auch geht es um Leseförderung und öffentlichkeitswirksame Aktionen wie Ausstellungen und Lesungen. "Zu den Schätzen“ am Heinrich-von-Bibra-Platz gehört eine Gutenberg-Bibel - ein Name, bei dem Bücherfans glänzende Augen bekommen.
Anders der Standort am Hochschul-Campus. Dort geht es um Lehre, Studium und Forschung. „E-Ressourcen ist eines der Schlagwörter, die den Unterschied markieren. Denn vor allem bei Studierenden und Forschenden spiele das physische Exemplar keine allzu große Rolle mehr. Elektronische Medien hinge-gen schon. Datenbanken, E-Books und E-Journals das hat mit Corona noch einmal stark zugenommen, und dabei sind viele auch geblieben“, sagt Jana Madlen Schütte.
Digitalisiert wird übrigens auch der historische Bestand der HLB. Außerdem gibt es einen Dokumentenserver zur elektronischen Publikation wissenschaftlicher Arbeiten und ein Forschungsdaten-Repositorium.
Die HLB unterstützt als Dienstleisterin nämlich alle Hochschul-Angehörigen bei Open-Access-Publikationen, die für eine größere Reichweite sorgen, und beim Management von Forschungsdaten. Beratungen, Workshops, Infoveranstaltungen: Forschungsnahe Dienste“ nennt Schütte diese zahlreichen Angebote. Und ein ganz großes Thema wird bei der HLB wie überall die Künstliche Intelligenz werden.
Die Bibliothek am Campus ist natürlich auch ein Lernraum, ein Ort, an dem junge Menschen Ruhe finden oder sich in Gruppen zusammentun für ein konzentriertes Arbeiten. Dafür stehen den Studierenden über 300 Arbeitsplätze zur Verfügung, elf Einzel- und elf Gruppenarbeitsräume, mehrere PCs natürlich, ein Lese-Café und zwei „Telefonzellen“. - Was fast schon antiquiert klingt, sind kleine, schallisolierte Raumwürfel. „Die sind sehr beliebt“, sagt die HLB-Leiterin.
Apropos:
Eines der Zukunftsprojekte ist es, die Bibliothek den Bedürfnissen ihrer Nutzerinnen und Nutzer anzupassen. Um die Aufenthaltsqualität zu erhöhen, sind die Einschätzungen der Studierenden gefragt. Und noch ein Thema für die Zukunft beschäftigt Schütte: der Fachkräftemangel. 60 Menschen sind in Fulda angestellt, studentische Hilfskräftekommen hinzu. Um neues Personal zu gewinnen, setzt die HLB auch auf Quereinsteiger nicht zuletzt auf die eigene Ausbildung. „Das technisch anspruchsvolle Aufgabenfeld ist so modern und vielschichtig“, sagt Jana Madlen Schütte. Das Bild vom weltfremden Bücherwurm, der den Staub von alten Bänden pustet, ist nämlich längst passé.