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Abenteuer Promotion

Wo der Detektivgeist erwacht: Zukunftsweisende Forschung in Public Health

Erstellt: Mittwoch, 12.06.2024
Abenteuer Promotion

Text und Bilder: Mirko Luis

Vor acht Jahren hat sie als bundesweit erste Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) das Promotionsrecht erhalten. Mittlerweile bringt die Hochschule Fulda in der Hochschullandschaft viele weitere frische Ideen ein - unter anderem für die Gewinnung von hochqualifiziertem Professorinnen-Nachwuchs.

Der Name ist etwas sperrig, doch der Inhalt versetzt Doktorandinnen und Doktoranden in die Lage, sich voll und ganz auf ihr Promotionsprojekt zu konzentrieren: Mit dem „Programm zur Gewinnung und Entwicklung von Professoralem Personal“ (ProGEPP) erprobt die für ihren starken Fokus auf angewandte Forschung und Innovation bekannte Hochschule neue Wege und Möglichkeiten zur Qualifizierung und Entwicklung von Hochschullehrkräften. Sie erhält hierfür bis 2027 umfangreiche Gelder aus dem Bund-Länder-Programm „FH-Personal“.

Auch Hochschulen sind nämlich mittlerweile vom Fachkräftemangel betroffen. Motivierten Forscherinnen, wie den drei Doktorandinnen Heike Vollmer, Theresa Steiner und Katja Grötzner im Bereich Public Health der Hochschule Fulda, eröffnet das neue Chancen. So können Vollmer und Grötzner für vier Jahre an ihrer Doktorarbeit arbeiten.

Heike Vollmer (40) ist gelernte Physiotherapeutin. Nach dem Wunsch, stärker im Gesundheitsbereich zu wirken, absolvierte sie einen Bachelor in Gesundheitsmanagement und einen Master in Public Health in Fulda. Durch Prof. Dr. Susanne Kümpers wurde ihr Interesse an qualitativer Sozialforschung geweckt. Da stand plötzlich eine erfahrene Wissenschaftlerin in der Bachelor-Lehrveranstaltung, die nahbar war und auf Augenhöhe mit uns sprach“, erinnert sich Vollmer. Genau das zeichne eine HAW aus, an der es weniger klassische Frontalvorlesung wie an so mancher Uni gebe.

Vollmer schätzt die persönliche Interaktion an ihrer Hochschule. Sie vergleicht das Forschen mit der Arbeit als Detektivin, die in den Daten nach Antworten auf die Forschungsfragen und nach neuen Erkenntnissen sucht. In ihrer Promotionsarbeit untersucht sie die Rolle des nichtärztlichen Gesundheitspersonals in der medizinischen Versorgung von Schwangerschaftsabbrüchen. Prof. Dr. Daphne Hahn steht ihr dabei mit ihrer umfassenden Expertise zur Seite.

Promovendin Katja Grötzner (28) brach ihr erstes Bachelor-Studium in Politikwissenschaften in Münster ab, da ihr das Friss-oder-stirb-Konzept dort nicht lag. Dann entdeckte sie ihr Interesse an Ernährung, Gesundheit und Sport und begann ein Studium in Oecotrophologie in Osnabrück, schloss ihren Master in Public Health Nutrition in Fulda ab und wurde von engagierten Professorinnen zur Promotion ermutigt. Grötzner untersucht in ihrer Promotion die Gestaltung des Essalltages in Haushalten Alleinerziehender und deren Umgang mit gesellschaftlichen Erwartungen an eine nachhaltigere Ernährung.

Sie schätzt die Hochschule Fulda für ihre Willkommenskultur, die auch für Nachwuchswissenschaftlerinnen ohne familiären akademischen Hintergrund optimale Rahmenbedingungen bietet, darunter das „Support-Programm für Nachwuchswissenschaftler*innen in all ihrer Vielfalt“ von der Abteilung Chancengerechtigkeit in der Wissenschaftskarriere, die intensive Betreuung durch Professorinnen und Anlaufstellen wie das wissenschaftliche Zentrum ELVe (Wissenschaftliches Zentrum für Ernährung, Lebensmittel und nachhaltige Versorgungssysteme), das besonderen Wert auf die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses legt.

Doktorandin Theresa Steiner (27) sieht eine hohe Problemlösungskompetenz und die Bereitschaft zur Weiterentwicklung als wesentliche Fähigkeiten für eine erfolgreiche Promotion. Nach einem Freiwilligen Sozialen Jahr in Ghana studierte sie anschließend Ökotrophologie in Fulda, nahm an einem Erasmus-Programm in Irland teil und sammelte nach dem Bachelor-Abschluss Berufserfahrung. Im Anschluss an einen Ausflug in die IT-Branche in Barcelona kehrte sie zum Studium zurück, begann den Masterstudiengang Public Health Nutrition in Fulda und war nach dem Masterabschluss motiviert, tiefer in ein Thema einzuarbeiten.

Die Anstellung umfasst eine Promotionszeit von drei Jahren, was durchaus als gängige Befristungsdauer bei Promotionsstellen gilt. In ihrer Forschung untersucht sie den Einfluss moralischer Kommunikation im Zusammenhang mit nachhaltigen Ernährungspraktiken und den individuellen und gesellschaftlichen Umgang mit der Forderung, sich nachhaltiger zu ernähren.

Zahlen, Daten, Fakten

Derzeit laufen an der Hochschule Fulda 186 Promotionen. Davon mit eigenem Promotionsrecht 106 und in Kooperation mit einer Universität 80. Die Zahl der bisher an der Hochschule Fulda abgeschlossenen Promotionen liegt den Angaben zufolge bei 96 seit 2009.

Eine Promotion ist kein Spaziergang, dennoch wissen die drei Public-Health Doktorandinnen Heike Vollmer, Katja Grötzner und Theresa Steiner (von links) kleine Auszeiten auf dem naturnahen Campus-Areal der Hochschule Fulda zu schätzen.

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