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09:00 Stadtpolizei Fulda

Der Reiz des Unvorhersehbaren

Erstellt: Montag, 24.07.2023
09:00 Stadtpolizei Fulda

Fotos: Torsten Goßmann

Viel mehr als nur Knöllchenverteilen: Bei der Stadtpolizei Fulda gleicht kein Tag dem anderen.

Eine hilflose Person irrt ohne Orientierung auf dem Uniplatz umher, eine Ampel an der Kreuzung der Bardostraße / Frankfurter Straße ist ausgefallen und Verkehrslotsen werden gebraucht, am Heertor ignorieren die üblichen Verdächtigen, dass es sich hier um eine Alkoholverbotszone handelt: Für Stadtpolizist Michael Stappen ist jeder Tag anders.

Der heutige Tag beginnt für ihn mit einer Fußstreife durch den Schlossgarten. Es ist 9 Uhr morgens. Stadtpolizist zu sein bedeutet viel mehr als das klassische Knöllchenverteilen, welches übrigens nur noch ein ganz kleiner Baustein der Arbeit sei. „Angefangen hatte die Stadtwache mal als ein Ordnungsamt auf Rädern, später nannten wir uns die Wach- oder Ordnungspolizei. Inzwischen sind wir die Stadtpolizei und sind in unseren Aufgaben der Landespolizei immer ähnlicher“, erklärt Dienstgruppenleiter Michael Stappen. Ihre Uniform unterscheidet sich abgesehen von wenigen Details wie zum Beispiel dem Wappen an der Schulter - kaum von der Landespolizei. Trifft man sie in Fulda an, tragen auch sie die schusssichere, maßgefertigte Weste, die ein Gewicht von sechs bis sieben Kilo auf die Waage bringt.

Durch die Uniform sind die Beamten für die Bürger erkennbar und ansprechbar, was für ihre Rolle als Schutzleute vor Ort natürlich von immenser Wichtigkeit ist. 24 Kolleginnen und Kollegen besetzen die Wache am Stadtschloss, davon drei Dienstgruppenleiter. Auch die Landespolizei ist mit einer Person auf der Wache vertreten. Hier ist immer jemand erreichbar, telefonisch auch außerhalb der Öffnungszeiten. „Wichtiger Bestandteil unserer Arbeit ist das Koordinieren, Disponieren und Annehmen von Beschwerden“, beschreibt der 43-jährige Stadtpolizist. Zu ihren Aufgaben zählen aber auch Gastronomie-Kontrollen, oft in Kooperation mit dem Gewerbeamt. Außerdem sei laut Stappen Vandalismus, darunter Graffiti und Schmierereien gerade ein Riesenthema, mit dem die Polizei zu kämpfen habe. Sie sind Ersthelfer, sie begleiten den Rettungsdienst, sie kontrollieren durchaus auch mal in Zivil. Und bei Großveranstaltungen ist ihre Präsenz auch gefragt. „Das hat aber den Charme, dass man auch mal kostenlos Eros Ramazotti live sehen kann“, wirbt der Beamte mit einem Augenzwinkern.

Für den Job ist eine Verwaltungsfachausbildung notwendig. Außerdem müssen Bewerber einen sportlichen Eignungstest bestehen. Anschließend folgen sieben bis acht Wochen Grundausbildung beim Hessischen Verwaltungsschulverband (HVSV) in Kassel in insgesamt zwölf bis 14 Fächern, darunter beispielsweise Nachbarschaftsrecht und Ordnungsrecht. „Als Stadtpolizist lernt man, unter Stress zu funktionieren“, schildert Michael Stappen. Das richtige Anlegen von Handschellen in einer brisanten Situation, einen kühlen Kopf bewahren, ein Gespräch deeskalierend führen sind nur drei Beispiele dafür.

„Für unseren Eigenschutz werden wir außerdem in Ju-Jutsu trainiert.“ Drei Streifenwagen gewährleisten die notwendige Mobilität, wenn es darum geht, in der Barockstadt für Sicherheit und Ordnung zu sorgen. Zahlreiche Überwachungsmonitore in einem Nebenbüro der Stadtwache zeigen mit 360-Grad-Funktion, was sich am Bahnhofsvorplatz, am Heertor und am Uniplatz tut.

„Oft ist es ein einziger Anruf, eine Benachrichtigung per Funk oder ein beobachteter Streit an Plätzen wie dem Bahnhofsvorplatz - und schon muss die aktuelle Tagesplanung völlig über Bord geworfen werden“, macht Michael Stappen deutlich. Und dies könne jeden Moment passieren. Aber genau diese Abwechslung ist es auch, die für den 43-Jährigen den Job bei der Stadtpolizei Fulda so spannend macht.

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