„Wir brauchen Zusteller-Nachwuchs, vor allem wenn er so zuverlässig wie Frau Weisenborn in Böckels ist“, sagt Tobias Röder, der als Prokurist bei der MLH dafür sorgt, dass jeder Brief, jedes Paket, jede Zeitung, jedes Magazin sein Ziel erreicht. Zehn fest angestellte Disponenten koordinieren dabei den Einsatz der Zusteller, sie werden von sechs Teamleitern unterstützt. Röder weiß, warum die Bindung der Leser zu ihrer gedruckten Zeitung auch im digitalen Zeitalter noch so groß ist. „Sie liefert gut recherchierten Journalismus und viel Hintergrund zu regionalen Themen.“ Er selbst sei mit den „Kinzigtal Nachrichten“ groß geworden, die schon der Opa abonniert habe und seit 60 Jahren ins Haus komme.
Neben den 34.000 Tageszeitungen stellte die MLH auch die Zustellung der kostenlosen Wochenblätter vom Marktkorb sicher, für den noch einmal 700 Zusteller unterwegs sind, sodass bei der MLH aktuell rund 1200 Zusteller in Lohn und Brot stehen - wohlgemerkt aus jeder Gesellschaftsschicht, ob Arbeitsloser, der sich ein paar Euro dazuverdienten möchte, oder Professor, der den Kopf frei bekommen möchte. Gerade im Sommer sei der Job des Zustellers überaus attraktiv, weiß Röder. „Während wir im Büro schwitzen, läuft der Zusteller morgens bei 18 Grad durch die Gegend und legt sich mittags ins Schwimmbad.“
Einige sogenannte Vollzeitzusteller verdienen mit ihrer Tätigkeit ihren kompletten Lebensunterhalt. Darüber gibt es einige Selbstständige, die durch ihre Zustelltätigkeit ein geregeltes Einkommen haben. Eine Richtzahl, wie viele Zeitungen ausgetragen werden, gibt es nicht. In kleinen Dörfern sind es manchmal nur zwei Hände voll Zeitungen, es gibt aber vor allem in Stadtgebieten durchaus auch Zusteller, die jede Nacht 350 bis 400 Zeitungen austragen. Dass es pro Schicht die ein oder andere Reklamation gibt, bringt allein schon die schiere Menge der zugestellten Zeitungen mit sich. „Reklamationen - egal ob im Bereich der Tageszeitungen oder Wochenblätter - sind nie schön. Auf der anderen Seite weiß man: Der Leser wertschätzt und erwartet das Produkt“, sagt Röder.
Der Zusteller-Job ist gefragter denn je - ob im Haupt- oder Nebenjob. Wer sich hierfür interessiert, bekommt auf dem Portal https://www.fruehverdiener.de/ alle notwendigen Infos, um startklar für eine Bewerbung zu sein. Bei der Einarbeitung helfen in der Regel „Zusteller-Paten“, die sich aus dem Kreis der bestehenden Zusteller rekrutieren, zwei Nächte mitgehen und darüber hinaus im Anschluss für Fragen zur Verfügung stehen. Nach spätestens zwei bis drei Wochen haben die Zusteller ihren Bezirk im Kopf.
Das Thema Nachhaltigkeit liegt auch der MLH sehr am Herzen. Seit Oktober vorigen Jahres setzt die MLH die ersten E-Autos bei der Zustellung von Zeitungen und Postsendungen ein. MLH-Prokurist Röder sieht darin den ersten Schritt in die klimaneutrale Zustellung. Außerdem soll der Nachtdienst in naher Zukunft durch ein modernes Geoinformationssystem (GIS) unterstützt werden.
