Es ist einer der Momente, den keine Mutter jemals vergisst. Und auch für Väter, die nach dem ersten Schrei in die großen, wachen Augen des Kindes schauen, bleibt die Geburt als magischer Moment für immer im Gedächtnis.
„Für mich ist und bleibt es mein Traumberuf“, sagt die ausgebildete Hebamme Rebekka Fehre, die nach dem Examen zunächst an großen Kliniken in Karlsruhe und Hanau arbeitete. Heute ist die lebensfrohe junge Frau, deren Uroma schon Hebamme war und sie im Alter von 15 Jahren zur Ergreifung des Berufs inspirierte, in diesem Monat seit genau zehn Jahren am Klinikum Fulda beschäftigt. Dort übernahm sie vor zwei Jahren die Funktion der Ausbildungsleitung. Seither hat sie - zusätzlich zum regulären Schichtdienst - viel mit Hebammenstudentinnen zu tun. Bei der mittlerweile komplett akademisierten, 7-semestrigen Hebammen-Ausbildung, in die eine Bachelorarbeit integriert ist, besteht eine enge Zusammenarbeit mit der Hochschule Fulda, dem Kooperationspartner des Klinikums. Tatsächlich sei der Beruf sehr gefragt. „Das sehen wir bei uns im Haus an der steigenden Anzahl der Bewerbungen“, sagt Fehre. Und führt das auf die Vielseitigkeit des Berufs zurück. Dieser bestehe eben nicht nur darin, im Kreißsaal zu stehen oder im Bereich der Hausgeburtshilfe tätig zu sein. „Wir können uns beispielsweise auch der Schwangerschaftsvorsorge oder der Wochenbettbetreuung widmen, Kurse geben, an Schulen gehen und Aufklärungsunterricht machen oder die Frauen in der Zeit nach der Geburt intensiv begleiten.“
Die in Künzell lebende 39-Jährige hat irgendwann aufgehört zu zählen, wie viele Kinder sie auf dem Weg ins Leben schon begleitete. Was geblieben ist, ist die Leidenschaft für ihren Beruf. Trotz der Dokumentationspflichten, die immer größer würden, stünde der Mensch wie in keinem zweiten Beruf im Mittelpunkt.
Allein im Klinikum Fulda wurden im vergangenen Jahr 1.800 Kinder, also durchschnittlich fünf Babys am Tag, geboren. Die Nachtschicht fängt um 21 Uhr an - geht bis 6.30 Uhr. Eine halbe Stunde davon ist Übergabezeit an die Kolleginnen. Mit der nächtlichen Arbeit komme sie gut zurecht. Im Vergleich zum Tagestrubel sei hier alles etwas reduzierter, leiser. „Wenn man als Hebamme zum Dienst kommt, muss man mit allem rechnen“, so Fehre. Dass nachts mehr Kinder geboren würden, könne sie nicht bestätigen. Jedoch klinge der erste Schrei sowohl in der Nacht als auch am Tag immer irgendwie anders. Voller Magie, von besonderer Bedeutung sei er. „Es ist der Start ins Leben. Wir wissen dann, das Kind ist vital, atmet, zeigt Reflexe und reagiert bereits auf erste Zeichen.“ Zu erkennen, wenn es mal nicht so laufe wie es soll, gehöre indes auch zum Job einer Hebamme. „Wobei wir hier am Klinikum den großen Vorteil eines Perinatalzentrums Level I haben und sofort die Experten zur Verfügung stehen, an die wir uns wenden können - Gynäkologie, Anästhesie und die große Kinderklinik. Im Kreißsaal besteht das Team, das 24 Stunden am Tag, an 365 Tagen im Jahr hoch motiviert tätig ist, aus Hebammen und geburtshilflich tätigen Ärztinnen und Ärzten und - im Bedarfsfall - einem Kinderarzt. Bei der Entbindung selbst ist neben der Hebamme auch immer eine Ärztin beziehungsweise ein Arzt anwesend. Für Fehre ist das Hebammenwesen eine Art Handwerk, bei dem buchstäblich die Hände das wichtigste Werkzeug und das Beobachten, Hören und Tasten von elementarer Bedeutung sind. Obgleich eine Geburt das Natürlichste der Welt sei, könne Bewegung und die richtige Atemtechnik die Geburt wesentlich erleichtern.
Die Wertschätzung für das „Ereignis Geburt“ ist am Klinikum Fulda an vielen Stellen sichtbar. Eltern, die zur Geburt in den Kreißsaal kommen, können „Storchenparkplätze“ nutzen. Das verhindert unnötigen Stress. Für jedes Neugeborene wird im Geburtenwald des Klinikums ein Baum gepflanzt. Alle Eltern erhalten einen sogenannten Puksack. Zudem wird als Andenken eine Geburtstagszeitung“ von der Fuldaer Zeitung verschickt. Eltern aus den Reihen der Klinik-Beschäftigten bekommen zudem einen Willkommen im Team“-Strampler geschenkt.
Fehre freut sich auf noch bessere Arbeitsbedingungen und angenehmeres Ambiente: Aktuell sind umfangreiche Baumaßnahmen für die Frauenklinik auf dem Weg. Im August wird die Geburtshilfe ins neue Mutter-Kind-Zentrum umziehen: Eine komplett neue Entbindungsstation, neue Kreißsäle und eine neue Ambulanz - auf der ersten Etage des INO-Zentrums, Tür an Tür mit der Kinderklinik. Am 20. August plant die Klinik einen „Tag der offenen Tür“, bei dem die neuen Räumlichkeiten der Öffentlichkeit vorgestellt werden.