Was musste sich die Pellet-Industrie nicht schon alles anhören: wenig nachhaltig, schlechte Klimabilanz, und effizient sei Holz als Energieträger auch nicht. Doch wie so oft lohnt sich ein genauerer Blick - wie im Fall des Sägewerks Hosenfeld in Hainzell.
MIT DEM KRIEG STIEG DIE NACHFRAGE
Ein Stamm, der in Osthessens Wäldern gefällt wird und seinen Weg in das Sägewerk nach Hainzell findet, wird dort komplett verarbeitet: Aus dem Stamm entstehen zum Beispiel Bretter für ein Regal oder Baumaterial für ein Haus. Die Rinde, das übriggebliebene Holz und alles, was beim Sägen und Hobeln herunterfällt, wird weiterverarbeitet
Der Betrieb ist ein Traditionsunternehmen mit langer Geschichte: Seit mehr als 100 Jahren gibt es die Zimmerei und das Sägewerk, wie Geschäftsführer Gangolf Hosenfeld (63) berichtet. In all den Jahren hat sich das Unternehmen stetig weiterentwickelt, vor 40 Jahren zog man vor den Ortsrand. Hier entstand ein sogenannter integrierter Standort. „Veredelung des Rohstoffes Holz im höchstmöglichen Wertschöpfungsgrad“, beschreibt es der Geschäftsführer.
Das bedeutet: Alle Teile des Baumstamms werden verarbeitet und entweder der stofflichen oder der energetischen Verwertung zugeführt. Stoffliche Verwertung bedeutet, dass Rundholz zu Schnittholz verarbeitet wird, wie zum Beispiel Bauholz, Bretter, Balken und sonstigen Holzprodukten. Ist eine stoffliche Verwertung nicht mehr möglich, dann erfolgt die energetische Verwertung, zum Beispiel in Form von Brennmaterial oder eben Pellets.
Da kommt das Biomasseheizkraftwerk zur Erzeugung von Wärme und Strom ins Spiel, das in den Standort integriert ist. Denn der Betrieb ist komplett autark, produziert seine Energie selbst – dank der Biomasseanlage. Hier werden nicht nur „die Reste“ verbrannt, Hosenfeld kauft auch regionale Biomasse aus der Landschaftspflege zu – zum Beispiel wenn irgendwo Hecken geschnitten werden.
Die Anlage wiederum ist ein geschlossenes System: Es müssen kein Wasser zur Kühlung oder Öle zur Verarbeitung eingeführt werden, sondern diese Stoffe funktionieren in einem Kreislauf. Die Wärme, die diese Anlage produziert, wird wiederum zum Trocknen der Hackschnitzel genutzt. Das mit Öl oder Gas zu tun, widerspricht dem nachhaltigen Grundgedanken des Unternehmens.
Seit 2010 gehört das Pelletwerk zum Sägewerk. Auch hier war Hosenfelds Ziel, den Rohstoff Holz noch ein Stückchen weiter zu verarbeiten, zu veredeln. „Denn wir schneiden nicht immer mehr Festmeter Holz aus den Wäldern, sondern wir bleiben bei einer Menge und verarbeiten diese dann immer weiter", sagt Hosenfeld - aus Holzresten eben zum Beispiel Pellets. Verwendet wird nur Holz aus einem Umkreis von 100 bis 150 Kilometern. So sind die Pellets quasi ein regionales Produkt, das auch regional vermarktet und verkauft wird, wie der Geschäftsführer sagt.
Apropos: Verkauft werden die kleinen Holzpresslinge in der Regel lose - so werden sie in den Keller oder Speicher der Kunden eingeblasen, die zu Hause eine Pelletheizung haben. „Vier bis sechs Tonnen ist der durchschnittliche Verbrauch in einem Einfamilienhaus pro Jahr", sagt Hosenfeld. Doch seit es einen Trend zu einem Pelletofen gibt, bietet das Unternehmen auch den Verkauf von 15-Kilo-Säcken an. „Doch wir haben festgestellt, dass diese oft aus Plastik sind", berichtet er - deshalb bietet das Unternehmen seit Kurzem auch Säcke aus Papier an. "So sind wir seit drei Jahren die einzigen im deutschsprachigen Raum, die Pellets in Papiersäcken anbieten", sagt Gangolf Hosenfeld.
Gerade zu Beginn des Ukraine-Krieges im vergangenen Jahr gab es einen Ansturm auf Pellets, berichtet er. Mit der Nachfrage stieg der Preis. Auch die gestiegenen Preise für Kraftstoffe und den Rohstoff Holz spürte das Unternehmen - die Pellets wurden teurer. „Ab Oktober, November hatten dann alle ihre Speicher gefüllt. Jetzt ist die Nachfrage stark zurückgegangen und der Preis sinkt. Inzwischen halbiert er sich wieder und ist auf einem Level ähnlich wie vor dem Krieg."
Text: Hanna Wiehe
Weitere Hersteller
Auch in Motten und Lauterbach werden Pellets hergestellt. Im Jahr 2012 begann am Standort der Pfeifer Holding in Lauterbach die Pelletproduktion, ein zweiter Silo wurde drei Jahre später in Betrieb genommen. Bis zu 40 Stämme pro Minute werden von 250 Mitarbeitern verarbeitet. Die jährlichen Kapazitäten der Pelletproduktion belaufen sich auf etwa 75.000 Tonnen. In Motten stellt das Unternehmen Herbert neben Restholz, Rundholz, Holzpaletten und Grünschnitt und Brennstoffen wie Holzbriketts und trockenen Hackschnitzeln auch Pellets her. Die produzierten Pellets gelangen laut Internetauftritt des Unternehmens per Silofahrzeug oder als 15-Kilo-Sack aus wiederaufbereitetem Kunststoff zu den Kunden.