,,Die neue Landlust ist da", so die Geschäftsführende Direktorin des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung, Catherina Hinz, anlässlich der Analyse. Wir hörten uns um, wie deren Botschaft in der Region aufgenommen wird.
„Meine Wahrnehmung ist, dass es manchen Menschen - insbesondere seit der Corona-Pandemie im städtischen verdichteten Raum - zu eng wird und sich daher zunehmend für den ländlichen Raum als Wohn- und Lebensort interessieren“, kommentiert Manfred Helfrich (CDU), Rathauschef in Poppenhausen, die Entwicklung. „Die ,Lust aufs Land' hat definitiv zugenommen! Damit erhält der ländliche Raum eine Chance der nachhaltigen Weiterentwicklung zur Zukunftssicherung", zeigt sich der Kommunalpolitiker aus der Rhön optimistisch. Oft sei es so, dass junge Menschen ihre ländliche Heimat zum Studium oder zur Ausbildung verließen und nach Qualifizierung mit und ohne Partner/in (Familie) nach 10 bis 15 Jahren in die Heimat zurückkehrten, um dort ihre Kinder aufwachsen zu lassen. Helfrich zufolge ist dabei die vorgehaltene Infrastruktur (Breitbandversorgung Kinderbetreuung, Schule, Nahversorgung, medizinisches Angebot wie Ärzte und Apotheken) von besonderer Bedeutung. ,,In der Folge sind bei uns sowohl Bestandsimmobilien als auch freie Bauplätze sehr nachgefragt. Wegen der hohen Nachfrage gibt es bei uns aktuell keinen Leerstand, freie Wohnungen sind gesucht", so Helfrich. Die Preisspanne für erschlossenes Bauland liege in den Ortsteilen zwischen 50 und 100 Euro, im Kernort Poppenhausen (Wasserkuppe) zwischen circa 100 und 170 Euro. Obwohl die Gemeinde in den vergangenen 20 Jahren mehrere Baugebiete mit mehr als 100 Bauplätzen ausgewiesen habe, stünden derzeit keine Bauplätze im Angebot.
Auch im Luftkurort Tann hat die Anzahl der sogenannten ,,Heimatrückkehrer" in den letzten Jahren zugenommen. „Vor allen Dingen in den Jahren der Krise haben die Menschen das Landleben wieder zu schätzen gelernt und kehren in ihre Heimat zurück", beobachtet Bürgermeister Mario Dänner (parteilos). In der Stadt sowie einigen Stadtteilen gebe es aktuell noch freie Flächen und Baulücken, die sich aber mit einer Ausnahme alle in Privatbesitz befänden. ,,Je nach Lage kann bereits ab circa 40 Euro pro Quadratmeter ein Grundstück erworben werden."
Jürgen Hahn (CDU), Bürgermeister der Point-Alpha-Gemeinde Rasdorf, sieht ebenso einen „Heimatrückkehrer"-Trend in den letzten Jahren. „Dabei ist der Anteil der unter 40-Jährigen deutlich höher, es zieht aktuell also eher Jüngere zurück in die Heimat“, wird er konkreter. Seinen Angaben nach stehen in allen drei Ortsteilen zusammen noch zwölf kommunale Baugrundstücke zur Verfügung. Die Preise variieren von 30 Euro pro Quadratmeter in Setzelbach und Grüsselbach sowie zwischen 40 und 65 Euro pro Quadratmeter (voll erschlossen) in Rasdorf.
Sehnsucht nach der alten Heimat
Von der Sehnsucht nach der alten Heimat profitiert unterdessen auch die Stadt Gersfeld. „Wir stehen aktuell in Verbindung mit jungen Paaren, die nach Studium und Start im Beruf in Großstädten - auch außerhalb Deutschlands - wieder in ihre Heimat, in das schöne Gersfeld, zurückkehren und hier bauen möchten", schildert Dr. Steffen Korell (CDU), Bürgermeister der Stadt Gersfeld. Eine wesentliche Bedingung an die Rückkehr in die Heimat sei die Möglichkeit, in Heimarbeit für seinen auswärtigen Arbeitgeber tätig sein zu können. Korell zufolge gibt es einige Bauplätze in Privateigentum, die jedoch trotz wiederholter großer Bemühungen der Kommune nicht verkauft werden. Die Bodenrichtwerte liegen circa zwischen 80 und 100 Euro pro Quadratmeter. Die Stadt Gersfeld weise derzeit ein Baugebiet aus, die Preise stehen jedoch noch nicht fest".
Die Gemeinde Ebersburg hat im Jahr 2022 laut Bürgermeister Benjamin Reinhart (parteiunabhängig) eine Bürgerbefragung zur Potenzialermittlung - unter anderem von Wohnraumbestand und -bedarf - durchgeführt. ,,In diesem Zuge hat sich gezeigt, dass Jugendliche in der Familiengründungsphase gerne wieder in die Gemeinde Ebersburg zurückkommen wollen", so der in Thalau lebende Kommunalpolitiker. Bauplätze seien in den zurückliegenden Jahren zu einem großen Anteil an ,,Rückkehrer" veräußert worden, so dass sich der allgemeine „Trend" bestätige. Aktuell stehen in der Gemeinde Ebersburg fünf Bauplätze zur Verfügung. „Die Quadratmeterpreise sind für dieses Baugebiet aufgrund der hohen Erschließungskosten 98 Euro", nennt Reinhart den aktuellen Preis. Und ergänzt: „Üblich bei waren ortsteilübergreifend bislang 82 - 85 Euro."
„Regelmäßige nach Bauplätzen Anfragen" von jungen Menschen, die in der Gemeinde groß geworden sind, seit ihrem Studium, ihrer Ausbildung oder wegen ihres Arbeitsortes weggezogen sind, die es aber nach einigen Jahren in der Fremde wieder in ihre Heimat zurückzieht, bekommt auch der Hosenfelder Bürgermeister Peter Malolepszy (CDU).
,,Fast 100 unbebaute Grundstücke"
Die Gemeinde habe keine eigenen Bauplätze, die sie veräußern könne, berichtet er. „Wir haben aber die Besonderheit, dass es in der Gemeinde - alle Ortsteile zusammengefasst fast 100 unbebaute Grundstücke gibt, die im Privateigentum stehen, von denen jedoch nur eine Handvoll zum Verkauf stehen. Daher weisen wir nun insgesamt 30 neue Bauplätze in den geplanten Neubaugebieten in Hosenfeld, Blankenau und Hainzell aus, die ab Ende 2023/Anfang 2024 über die Hessische Landgesellschaft mbH (HLG) zur Verfügung stehen werden." Für die privaten Bauplätze stünden der Gemeinde bezüglich des Kaufpreises keine Informationen zur Verfügung. Man könne sich nur an den Bodenrichtwerten des Landes orientieren, die über das Internetportal „BORIS" für jeden zugänglich seien. „Für die geplanten Wohnbaugebiete der Gemeinde müssen erst noch die Kosten ermittelt werden, so dass auch hier noch keine Aussage über die zu erwartenden Bauplatzpreise getroffen werden kann", so der Hosenfelder Rathauschef.
„Die Rückkehr nach Studium oder Ausbildung in großen Städten in bekannte soziale und räumliche Strukturen ist meiner Wahrnehmung sehr attraktiv. Die Verbundenheit mit dem Heimatort ist hoch. Und das ist für unsere Ortsgemeinschaft ungemein wertvoll", legt Matthias Kübel (CDU), Bürgermeister von Osthessens Gesundbrunnen Bad Salzschlirf, dar. Derzeit stünden leider keine gemeindlichen Bauplätze zur Verfügung. „Wir haben jedoch einen Erschließungsplan für weitere Plätze im Bereich des Gebiets ,Rhönblick' entwickelt, müssen die Flächen aber noch zur Vermarktung erwerben."