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Interview mit Ortrud Tornow: ,,Glück kommt von Gelingen"

Business- und Karriere-Coach Ortrud Tornow über ihr Business in Fulda, das Phänomen Heimatrückkehrer und eigene Erfahrungen

Erstellt: Freitag, 06.01.2023
Interview mit Ortrud Tornow: ,,Glück kommt von Gelingen"

Osthessens Motor, die Stadt Fulda, wächst - und zieht immer mehr Rückkehrer an, die von ihrer gestiegenen Attraktivität gelockt werden. Fotos: Mirko Luis/Sebastian Ruf, dreizehnnullvier media

Über den Trend, sich in der Ferne auszutoben und dann noch einmal in der Heimat neu durchzustarten, sowie weitere Motive zum Arbeiten in vertrauter Umgebung führten wir nachfolgendes Interview mit Business- und Karriere- Coach Ortrud Tornow.

Wie oft sind Sie in Ihrer Beratungspraxis schon Menschen begegnet, die sich in der Welt ausgetobt haben, die es aber plötzlich sowohl beruflich als auch privat wieder in die alte Heimat zieht?
Das kommt mittlerweile öfter vor. Der Zeitgeist von heute ermöglicht und fordert sogar, den Horizont durch Auslandserfahrungen beziehungsweise diverse Praxissammlung in unterschiedlichen Bereichen, Branchen und bei diversen Arbeitgebern zu erweitern. Zu sehen, was ,,draußen" so passiert und möglich ist, erleichtert es, Agilität in der beruflichen Praxis mit Leben zu füllen. Arbeiten in und aus der Ferne ist heute gut möglich - auch durch ,,New Work". Spätestens wenn die Familienphase angesagt ist, haben viele Menschen wieder den Wunsch, in die Heimat zu kommen.

Mittlerweile haben sich auch einige Unternehmen in unserer Region sehr modern und zeitgemäß aufgestellt, was die Attraktivität der Heimat natürlich erhöht. Gründe, wieder in die ,,Heimat“ zukommen, sind oft: ,,Hier bin ich in einem mir vertrauten Umfeld, habe Unterstützung durch meine Familie. Dadurch bin ich in der Lage, Privatleben, Familie und Beruf in Einklang zu bringen." Oft gehörte Worte sind ebenfalls: ,,Ich möchte meinen Kindern auch die Möglichkeit bieten, in einem gesunden Umfeld groß zu werden."

Gibt es weitere Gründe?
Ja, ich treffe durchaus auch auf Menschen, die nicht nur wegen einer Familienphase zurückkehren. Viele entdecken auf ihrer Suche nach dem tieferen ,,Sinn" ihres Lebens wieder ihre Heimat.

Ortrud Tornow
Ortrud Tornow

Was war und ist für Sie der Grund für Ihr Business in Fulda - und was macht für Sie persönlich das Gefühl von Heimatliebe aus?
Der Hauptgrund für mein Business in Fulda war meine Tochter. Ich wollte nicht noch weitere Veränderungen für sie in ihrem Leben platzieren. 

Mit Heimatliebe verbinde ich Vertrautheit mit Menschen, die mich wohlwollend zum Teil seit Jahren begleiten und auch unterstützen. Mit Heimat verbinde ich auch die Rhön, in der ich gerne unterwegs bin. Mit Heimat verbinde ich einige Lokalitäten, in denen ich mich gerne mit Bekannten und Freunden treffe. Ich habe mein Office nach wie vor in Fulda. Von hier aus begleite ich sowohl interessante dynamische mittelständige Unternehmen in der Region als auch Partner bundesweit und im deutschsprachigen Ausland.

Der Karriere wegen in die Ferne schweifen oder in der Region bleiben: Was sollten all diejenigen, die diese Frage für sich beantworten müssen, beachten - geht es nicht darum, was Menschen glücklich macht?
Ja, Glück kommt von Gelingen. Das setzt voraus, zu wissen, was einem das Leben lebenswert macht. Die letzten beiden Jahre sind Menschen sensibilisiert worden für das eigene Ich. Da stand und steht die Frage im Raum: ,,Was ist mir wirklich wichtig im Leben?" Sinnvoll leben war immer schon eine Voraussetzung, um ein glückliches Leben zu führen. Doch die meisten haben verlernt, in Kontakt zu sich selbst zu kommen. In Beziehung sein zu können zu sich selbst, zu anderen Menschen, zum Beruf und zu Themen ist eine Grundvoraussetzung, um Glück langfristig empfinden zu können. 

Schauen Sie mal auf die Generation der Babyboomer, deren Eltern zum Teil Kriegskinder waren. Diese Generation ist hineingeboren in eine Welt des Aufschwungs. Diese Generation definiert sich auch heute noch stark über Leistung und Beruf. So auch die X Generation (1966 - 1980), die in die Zeit von Wirtschaftskrisen aufwuchs. Sie ließen sich lange mit Dienstwagen und attraktivem Jahresgehalt überzeugen. Aktuell erlebe ich auch bei diesen Generationen ein deutliches Umdenken und eine starke Sensibilisierung für die eigene zukünftige sinnvolle Lebensgestaltung.

Bei den Generationen Y (1981 – 1995 ) und Z (1995 - 2010) steht der Beruf nun mal nicht unbedingt in dem Mittelpunkt, sondern der Beruf muss für den betreffenden sinnvoll sein und ist unter Umständen lediglich notwendig, um das private Leben zu gestalten.
Von Mirko Luis

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