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Agentur für Arbeit Bad Hersfeld-Fulda: „Hoher Bestand an offenen Stellen“

Interview: Arbeitsagentur-Chef Waldemar Dombrowski über die Herbst-Jobchancen in der Region

Erstellt: Sonntag, 19.11.2023
Agentur für Arbeit Bad Hersfeld-Fulda: „Hoher Bestand an offenen Stellen“

Sieht keine spürbare Herbstbelebung: Arbeitsagentur-Chef Waldemar Dombrowski. Foto: Agentur für Arbeit Bad Hersfeld-Fulda

Nach Angaben der Agentur für Arbeit Bad Hersfeld-Fulda hat sich der regionale Arbeitsmarkt bisher „relativ stabil gezeigt“. Dem Vernehmen nach wirkt sich jedoch, die gedämpfte Konjunkturlage „zunehmend aus.„Eine spürbare Herbstbelebung ist bislang nicht erkennbar, der Arbeitsmarkt hat tendenziell an Aufnahmefähigkeit verloren“, sagte Waldemar Dombrowski, Chef der Arbeitsagentur Bad Hersfeld-Fulda, gegenüber dem Marktkorb.

Vereinzelt spüre man eine gewisse Abwartehaltung der Unternehmen und Betriebe, beispielsweise im Baubereich, führte Dombrowski weiter aus. Details zu den aktuellen Jobchancen in Osthessen verriet er uns in nachfolgendem Interview.

Liegen der Agentur für Arbeit mittlerweile Zahlen vor, wie viele Ausbildungsstellen nicht besetzt werden können - welche Branchen trifft es diesbezüglich besonders?

Zum 30. September waren noch 280 Ausbildungsstellen unbesetzt. Dies betraf viele Bereiche, unterschiedliche unter anderem Stellen im Verkauf und im Einzelhandel, auch Berufskraftfahrer:innen fehlen. Darüber hinaus gibt es weiterhin freie Ausbildungsstellen für Dual Studierende oder Zahnmedizinische Fachangestellte. Zahlreiche Ausbildungsbetriebe werden es in 2024 erneut versuchen.

Laut des dritten IHK-Konjunkturberichts 2023 ist die Konjunktur in der Region Fulda wieder auf Vorkrisenniveau. Allerdings gibt es auch erste Anzeichen der Konjunkturabschwächung und der Fachkräftemangel bereitet branchenübergreifend große Sorgen. Wie dramatisch ist das aus Ihrer Sicht wirklich?

Der Mangel an Fachkräften und an Arbeitskräften insgesamt nimmt weiterhin zu und stellt perspektivisch das größte Hemmnis für unsere regionale Wirtschaft dar, und zwar in nahezu allen Branchen und Bereichen.

Eine solide Berufsausbildung im dualen System galt beziehungsweise gilt als bester Schutz gegen Arbeitslosigkeit. Wie gut sind derzeit die Chancen für Arbeitssuchende mit abgeschlossener Berufsausbildung, in der Region einen neuen Job zu finden?

Die Chancen sind in aller Regel nach wir vor gut. Unserem Arbeitgeberservice liegen derzeit 1.814 freie Stellen zur Besetzung vor, 1.137 davon für Fachkräfte. Bedarfbesteht aktuell beispielsweise an Berufskraftfahrern, Physiotherapeuten, Gabelstaplerfahrern und Medizinischen Fachangestellten. Auch außergewöhnlichere Berufe sind im Angebot. So werden unter anderem vier Hebammen, vier Wirtschaftsjuristen, zwei Konditoren und ein Forstwirt (alle m/w/d) gesucht.

In welchen Branchen haben Quereinsteiger besonders gute Chancen?

Unser regionaler Arbeitsmarkt bietet aufgrund des hohen Bestandes an offenen Stellen in nahezu allen Bereichen sehr gute Chancen. Viele Arbeitgeber sind bei der Einstellung offener und kompromissbereiter als früher. Wo es möglich ist, werden auch Personen berücksichtigt, deren originärer Beruf ein anderer ist. Dies ist praktikabel, wenn beispielsweise ein Hobby zum Beruf gemacht wird oder bereits ausbaubare Vorkenntnisse und eine entsprechende Motivation vorhanden sind.

Wenn eine arbeitslose Person eingestellt wird, bei welcher der Einarbeitungsaufwand deutlich höher als üblich ist, können wir diese Phase unter bestimmten Voraussetzungen mit dem sogenannten Eingliederungszuschuss finanziell unterstützen.

Wie lange sind Arbeitssuchende in Osthessen nach einem Jobverlust im Schnitt arbeitslos - wie gut steht unsere Region diesbezüglich im Bundesvergleich da?

Im Oktober haben sich bei unserer Arbeitsagentur 478 Personen aus der Arbeitslosigkeit abgemeldet, nachdem sie im Durchschnitt 129 Tage arbeitslos gewesen waren. Wer aus der Arbeitslosigkeit in eine Beschäftigung vermittelt wurde, war durchschnittlich 73 Tage erwerbslos, im Bundesvergleich waren dies 119 Tage. Von der schnelleren Integration profitieren arbeitslose Menschen und Arbeitgeber gleichermaßen.

Für wie viele Menschen stellte in diesem Jahr eine Umschulung eine neue Chance dar?

In Fulda haben in diesem Jahr bisher fast 80 arbeitslose Menschen eine Umschulung sowie Weiterbildung abgeschlossen, die von uns finanziert wurden - beispielsweise in Richtung Berufskraftfahrer, Pflegefachmann/frau oder sowie in unterschiedlichen kaufmännischen Berufen. Darüber hinaus nutzten 20 Frauen und Männer unsere Orientierung, Beratung und Förderung, um sich während ihrer Festanstellung weiterzubilden. Beispielsweise von der Pflegehilfs- zur - fachkraft, aber auch als Maschinen- und Anlagenführer.

Von Mirko Luis
mirko.luis@marktkorb.de

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