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Beste Chancen für Berufseinsteiger

Arbeitsagentur-Chef Waldemar Dombowski über den Jobmarkt in Osthessen

Erstellt: Samstag, 04.02.2023
Beste Chancen für Berufseinsteiger

Waldemar Dombrowski Foto: Agentur für Arbeit

Beim IHK-Neujahrsempfang gestand Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld (CDU) ein, dass es auch der Stadtverwaltung Fulda mittlerweile schwerfalle, alle Stellen zu besetzen. Doch wie groß ist der Fachkräftemangel in Osthessen wirklich?

Antwort auf diese und weitere Fragen zum aktuellen Jobmarkt in Osthessen gab uns Waldemar Dombrowski, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bad Hersfeld-Fulda.

Stichwort Fachkräftemangel: Wie beurteilen Sie die Lage?

Maße Der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften ist seit Jahren in zunehmendem spürbar, und zwar in nahezu allen Branchen und Berufen. Er stellt das größte Risiko für den wirtschaftlichen Erfolg unserer Region dar. Schon jetzt gibt es Unternehmen, die Aufträge mangels Mitarbeitenden nur verzögert oder gar nicht ausführen können. In der Gastronomie schränken einige Betriebe beispielsweise ihre Öffnungszeiten ein. Damit können Umsatzrückgänge einhergehen, die sich auch negativ auf des Steueraufkommen und die Höhe der Sozialversicherungsbeiträge auswirken.

In welchen Branchen gibt es zurzeit die größten Engpässe?

Grundsätzlich ist in allen Bereichen ist Bedarf an Personal gegeben. Zahlreiche freie Stellen melden beispielsweise Ingenieurbüros, Betriebe in den Bereichen Gas-, Wasser-, Heizungs- sowie Lüftungs- und Klimainstallation, im Einzelhandel mit Nahrungs- und Genussmitteln, Getränken und Tabakwaren, in Hotels, im Speditionswesen, in der öffentlichen Verwaltung, Krankenhäusern, Zahnarztpraxen. Die Liste ließe sich noch weiter fortsetzen... Darum haben Berufseinsteiger oder Quereinsteiger in vielen Bereichen sehr gute Chancen die passende Stelle zu finden.

Welche Strategie verfolgt die Agentur für Arbeit Bad Hersfeld-Fulda, um dem Fachkräftemangel die Stirn zu bieten?

Unsere Berufsberatung bringt Arbeitgeber und junge Menschen zusammen, wenn es um die Besetzung von Ausbildungsstellen geht. Mittlerweile kommen allerdings auf jeden Ausbildungssuchenden zwei Stellen. In der Folge bleiben zahlreiche Ausbildungsplätze unbesetzt. Wir unterstützen die Unternehmen dabei, Alternativen zum eigenen Azubi zu finden, beispielsweise indem wir arbeitslosen Menschen Umschulungen ermöglichen. Im vergangenen Jahr haben wir in unserem Agenturbezirk 74 Personen umgeschult, insbesondere in den Bereichen Altenpflege Gesundheitswesen und Erziehung, in Büro- sowie in Metall- und Elektroberufe und am Bau.

Wie sehen Ihre Prognosen aus?

Natürlich gibt es einige Unwägbarkeiten stark gestiegene Energiekosten, hohe Inflation, Lieferkettenprobleme und Materialengpässe, Fachkräftemangel und Personalengpässe sowie eine kaum zu kalkulierende politische Lage in Europa. In Osthessen starten wir allerdings von einer relativ komfortablen Ausgangssituation ins Jahr. Der Arbeitsmarkt erweist sich als relativ solide, die Beschäftigung liegt auf einem hohem Niveau. Außerdem haben sich robuste Branchen angesiedelt, um nur den Kalibergbau und den Gesundheits- und Pflegesektor zu nennen. Darüber hinaus wirkt unsere klein- und mittelständische Wirtschaftsstruktur stabilisierend. Deshalb blicke ich bei allen Risiken leicht optimistisch auf 2023.

Welche Maßnahmen können Arbeitgeber umsetzen, um Fachkräfte zu gewinnen?

Neben der Generierung von beruflichem Nachwuchs durch Ausbildung und der Qualifizierung von Beschäftigten empfehle ich Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern, alternative Potenziale in den Blick zu nehmen. Warum nicht einem geflüchteten Menschen eine Chance geben? Oder einem Menschen, der eine Behinderung aufweist? Einer älteren Person, die ihr gesammeltes Fachwissen gerne einbringt? Für den Fall, dass eine längere Einarbeitungszeit nötig ist, können wir durch einen Eingliederungszuschuss Hilfestellung leisten. Im Vorjahr haben wir 170 Menschen auf diese Weise gefördert. 

Mirko Luis
mirko.luis@marktkorb.de

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