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SONDERTHEMEN

Im Gespräch mit einem Fuldaer Berufsberater: Ausbildung wieder im Kommen

Berufsberater Michael Mück über den Ausbildungsmarkt

Erstellt: Dienstag, 10.09.2024
Im Gespräch mit einem Fuldaer Berufsberater: Ausbildung wieder im Kommen

Berufsberater Michael Mück spricht über zukunftssichere Ausbildungsberufe. Foto: Agentur für Arbeit Bad Hersfeld-Fulda

Dank der „sehr günstigen Ausbildungsmarktsituation“ wird eine Ausbildung im Landkreis Fulda für junge Menschen scheinbar zunehmend attraktiver. Die Agentur für Arbeit Bad Hersfeld-Fulda berichtet von einer verstärkten Nachfrage nach Ausbildungsberufen und den daraus resultierenden Chancen für die Region.

“Wir nehmen eine verstärkte Nachfrage nach Ausbildungsberufen wahr“, sagte Michael Mück, Berufsberater der Agentur für Arbeit Bad Hersfeld-Fulda. Die Beratungen und Berufsorientierungsveranstaltungen erfolgten allerdings immer neutral. So würden in den Gesprächen auch individuell geeignete Alternativen wie zum Beispiel weiterführende Schule, (duales) Studium oder Freiwilligendienste aufgezeigt. „Eine gute Möglichkeit, Ausbildung und Praxis zu vereinen, bietet natürlich ebenso ein duales Studium“, so Mück. Und er ergänzt: “Wir selbst bilden übrigens ebenfalls aus und sind stets auf der Suche nach geeigneten Nachwuchskräften, die bei uns eine Ausbildung oder ein duales Studium absolvieren möchten.“ Im nachfolgenden Interview gab uns Mück weitere detaillierte Einblicke in den hiesigen Ausbildungsmarkt.

Im Landkreis Fulda waren zuletzt 740 Lehrstellen unbesetzt. Welche Maßnahmen ergreift die Agentur für Arbeit, um potenzielle Azubis und Arbeitgeber zu matchen?

Unsere Beratungs- und Vermittlungsaktivitäten laufen weiterhin auf Hochtouren. Wir waren natürlich trotz der Sommerferien präsent und konnten einige junge Menschen in Ausbildung vermitteln. Auch jetzt ist es noch nicht zu spät zu uns zu kommen und sich zu bewerben, denn viele Arbeitgeber sind nach dem eigentlichen Ausbildungsstart weiterhin bereit, Azubis einzustellen. Wir stellen dann gerne den Kontakt zum Arbeitgeber her oder unterstützen bei der Erstellung der Bewerbungsunterlagen.

Und was ist mit den jungen Leuten, die sich noch nicht festgelegt haben?

Wir sind gleichzeitig auch für die jungen Menschen da, die auf den ersten Blick und aus verschiedensten Gründen nicht bereit sind, eine Ausbildung zu beginnen oder erfolgreich zu bestehen. In unseren Beratungsgesprächen erarbeiten wir gemeinsam Lösungen, um diesen jungen Menschen zu helfen. Hierzu gibt es im Landkreis Fulda ein großes Portfolio an Unterstützungsmöglichkeiten, die durch die Agentur für Arbeit und unsere Netzwerkpartner angeboten werden.

Welche Förderprogramme bietet die Agentur für Arbeit an, um sowohl Auszubildende als auch Ausbildungsbetriebe zu unterstützen?

Wir können in vielerlei Hinsicht unterstützen. Wer zum Beispiel Hilfe während der Ausbildung benötigt, weil der Abschluss durch schlechte Noten gefährdet ist, der kann durch unsere Assistierte Ausbildung (AsAFlex) Nachhilfe in verschiedenen und sozialpädagogischer Betreuung erhalten, theoretisch schon ab Beginn der Ausbildung. Fächern

Und was passiert, wenn ein Jugendlicher keinen Ausbildungsplatz bei einem Arbeitgeber erhält?

Für den Fall gibt es Unterstützungsmöglichkeiten, ohne einen Bruch im Lebenslauf zu verzeichnen. Diese sind beispielsweise die Berufsausbildung in einer außerbetrieblichen Einrichtung (BaE), das Berufsorientierungspraktikum für Nichtschüler für maximal sechs Wochen (BOM), die Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen mit Praktika in verschiedenen Bereichen (BvB) oder die Einstiegsqualifizierung (EQ) in Form eines Langzeitpraktikums in einem Betrieb. Die Entscheidung über die Teilnahme an diesen Förderungen liegt bei der Berufsberaterin beziehungsweise dem Berufsberater. Außerdem kann die Agentur für Arbeit Berufsausbildungsbeihilfe während einer Ausbildung zahlen. Dies kann zum Beispiel dann der Fall sein, wenn ein Azubi nicht im Haushalt der Eltern lebt.

Bei dem Schritt vom Abschluss zur Ausbildung hilft die Bundesagentur für Arbeit. Foto: Coloures-Pic/stock.adobe.com
Bei dem Schritt vom Abschluss zur Ausbildung hilft die Bundesagentur für Arbeit. Foto: Coloures-Pic/stock.adobe.com

Der demographische Wandel manifestiert sich auf dem Ausbildungsmarkt. Wie wirkt sich die Entwicklung auf die Verfügbarkeit von Auszubildenden für Arbeitgeber aus?

In der Region Fulda kommen rechnerisch zwei Ausbildungsstellen auf einen Bewerber. Die Zahlen zeigen, dass allein mit den Schulabgängern und Schulabgängerinnen der Bedarf der Unternehmen und Betriebe an Auszubildenden nicht gedeckt werden kann. Arbeitgeber haben dies erkannt und sind inzwischen offener beispielsweise für die Anwerbung von Personal aus dem Ausland. Auch Umschulungen oder Qualifizierungen eigener Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind oftmals eine zielführende Alternative.

Welche Berufsfelder sehen Sie als besonders zukunftsträchtig und warum?

Demografischer Wandel und Digitalisierung sind sogenannte Megatrends, die auch unsere Arbeitswelt in unserer Region beeinflussen. Es gibt Berufe mit einem höheren und einem geringeren Substituierbarkeitspotential. Dieses gibt an, in welchem Ausmaß Berufe gegenwärtig potenziell durch den Einsatz von Computern oder computergesteuerten Maschinen ersetzbar sind. Die geringste Substituierbarkeit weisen derzeit soziale und kulturelle Dienstleistungsberufe, Sicherheitsberufe und medizinische und pflegerische Gesundheitsberufe auf. Liest man die entsprechende Fachliteratur, geht diese jedoch weniger davon aus, dass Ausbildungsberufe aussterben werden. Vielmehr werden sich die Berufe im Laufe der Jahre weiter verändern, also in der Regel technischer und digitaler werden.

KONTAKT

Öffnungszeiten Arbeitsagentur und BIZ: www.arbeitsagentur.de

Terminvereinbarung mit der Berufsberatung:

• persönlich in der jeweiligen Schule während der Sprechzeit der Berufsberatung
• telefonisch: 0800 4 5555 00 (kostenfrei)
• per E-Mail: fulda.berufsberatung@arbeitsagentur.de
• oder online über www.arbeitsagentur.de


Gefördert vom Staat

Praktikum zur Berufsorientierung

Die Wahl eines Berufs ist gar nicht so leicht. Eine mögliche Lösung: Für ein paar Wochen in ein Arbeitsfeld reinschnuppern und das Arbeitsumfeld kennenlernen. In Berufsorientierungspraktika können Interessierte verschiedene Ausbildungs- oder duale Studiengänge kennenlernen.

Bei einer Dauer von eins bis sechs Wochen bekommen junge Menschen einen Einblick in die Aufgaben, Tätigkeiten und Arbeitsbedingungen des jeweiligen Berufsbildes.

Um jungen Menschen, die bislang ohne Berufsabschluss sind, den Einstieg in eine Ausbildung zu erleichtern, wurde Anfang April eine Ausbildungsgarantie eingeführt. Diese bietet laut der Bundesagentur für Arbeit (BA) eine Vielzahl von Beratungs- und Unterstützungsangeboten.

Ein wesentlicher Bestandteil ist das Berufsorientierungspraktikum. Damit die BA Ausbildungssuchende dabei unterstützen kann, müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein: Die Vollzeitschulpflicht muss abgeschlossen sein, es darf keine Schule mehr besucht werden, und man muss bei der Agentur für Arbeit oder dem Jobcenter als ausbildungssuchend gemeldet sein. Für Beratung und Unterstützung bei der Ausbildungssuche kann man sich einfach bei der BA melden.

Im ersten Beratungsgespräch mit einer Berufsberaterin oder einem Berufsberater wird geklärt, ob ein Berufsorientierungspraktikum infrage kommt. Dabei werden laut der Bundesagentur für Arbeit auch die Fördermöglichkeiten besprochen, wie die Übernahme der Fahrkosten.

Anschließend kann man sich einen Betrieb suchen und mit diesem die Details wie Ort, Termin, Ausbildungsberufe und Dauer klären. Diese Informationen muss man der BA mitteilen. Nach einem Beratungsgespräch kann das Praktikum direkt online beantragt werden, um förderfähig zu sein.

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