Für das Cinestar-Team ist es eine intensive Viertelstunde: Im Foyer wuseln zahlreiche Filmfans umher, die Eintrittskarten gehen über die Theken, literweise werden Pepsi, Fanta und Sprite gezapft. Es ist Dienstagabend, 20 Uhr. Das Preview-Event von Mission Impossible: Dead Reckoning steht an. Ein Kinobesuch ist eben noch einmal was anderes. Das verrät schon der unnachahmliche Duft von frischem Popcorn, der gleich beim Betreten des Theaters in die Nase steigt. „Wir wollen hier den Gästen nicht einfach nur stumpf einen Film vorführen, sondern ein Erlebnis bieten“, hebt Sascha Wentzke, Theaterleiter des Cinestars Fulda, hervor. Nicht zuletzt beeinflusst durch die Pandemie habe dieser Eventcharakter noch mehr an Gewichtung gewonnen, ist er überzeugt.
Wentzke, der seit fast 25 Jahren hier arbeitet, kann sich noch gut an die Zeit der guten alten Filmrollen erinnern. „Übereinander gestapelt, reichten mir die Filmrollen bei einem normalen Film etwa bis zum Knie. Bei ,Der Herr der Ringe' türmten sie sich hingegen schon bis zur Hüfte“, erinnert er sich zurück.„Die Vorfreude auf die Abenteuer von Frodo, Gandalf und Co. wie auch auf Harry Potter war damals einfach enorm.“
Mittlerweile kommen die neuesten Actionstreifen, Dramen, Lovestories und Komödien auf Festplatte. Entschlüsselt werden sie mit neuartigen Projektoren von Barco, die dann im Fuldaer Cinestar das Bild auf die Leinwand werfen. Erst direkt in diesem riesigen, schweren Gerät werden sie von der internen Software entschlüsselt, was natürlich als Sicherheitsvorkehrung vor dem Filmdiebstahl und dessen Verbreitung dient. Sechs Leute waren nötig, um jeweils einen der massiven Projektoren die Treppe hinauf in den Projektionsraum zu wuchten. Dass sich diese kurzzeitige Kraftanstrengung gelohnt hat, lässt sich gleich direkt auf der Leinwand verfolgen, denn diese Projektoren können bis zu 48 Bilder pro Sekunde abspielen. Über viele Jahre waren 24 Bilder der Normalzustand.
Die Getränke, welche die Mitarbeiter im Cinestar ausschenken, werden übrigens frisch in der Zapfanlage zubereitet: „Pepsi und Co. werden uns zunächst als Sirup angeliefert“, erklärt Wentzke. „Dieser Sirup wird dann mit maschinell aufbereitetem Wasser sowie mit CO2 in einem bestimmten Verhältnis vermischt, sodass dann das kalte, frische Getränk in die Becher der Kinogäste fließt.“ Gleiches gilt auch fürs Popcorn: Die Zutaten wie Mais und Öl werden dem Kino geliefert. Aber die eigentliche Herstellung erfolgt vor Ort in der Popcornmaschine, sodass es frischer im Grunde gar nicht geht.
Für Sascha Wentzke bedeuten Kinoabende unvergessliche Momente, einzigartiges Flair und magische Erlebnisse. Egal, ob ein junges Paar den ersten Kuss nach der Filmvorführung erlebt, ob spontan ein Heiratsantrag im Saal gemacht wird oder ob die Zuschauer bei einer Konzertübertragung feiern. Letzteres Format hat sich seit einigen Jahren etabliert. „Unsere erste Live-Übertragung war ein Konzert der Red Hot Chili Peppers“, erzählt der Theaterleiter. Auch der fette Sound von Metallica war hier schon zu hören. Regelmäßig im Programm sind aktuell zudem Live-Übertragungen der „Met“-Oper aus New York. Aktuell umfasst das Cinestar Fulda klimatisierte acht Kinosäle, die zusammengerechnet Sitzplätze für knapp 1700 Gäste haben. Die größte Leinwand ist mit 20 mal 10 Metern 200 Quadratmeter groß. Und die Theaterleitung will weiterhin regelmäßig den Standort modernisieren, renovieren und in neue Technik investieren. Nicht zuletzt auch, um den Eventcharakter eines Kinoabends hervorzuheben.