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Lokalzeitung mit wechselvoller Geschichte

Die Kinzigtal Nachrichten sind seit ihrer Gründung in vier Verlagshäusern erschienen

Erstellt: Freitag, 12.07.2024
Lokalzeitung mit wechselvoller Geschichte

Das Team der Kinzigtal Nachrichten in Schlüchtern bilden im Jubiläumsjahr (von links) Christian Mohn (Geschäftsstelle), Hanns Szczepanek (Redaktionsleiter), Marah Naumann (Lokalredakteurin), Sascha Behnsen (Sportredaktion), Birgit Schätzke, Sandra Hauswirth (beide Redaktionssekretariat), Walter Kreuzer (Lokalredakteur) und Tim Bachmann (stellvertretender Redaktionsleiter). Foto: Lutz Bernhard

Die Kinzigtal Nachrichten sind eine der vier Tageszeitungen, die im Verlag Parzeller erscheinen. Doch das heute bei Parzeller zweitgrößte Kopfblatt mit eigener Lokalredaktion in Schlüchtern gehört erst seit gut 30 Jahren zu der Fuldaer Verlagsgruppe. Davor führten drei andere Verlage den Zeitungstitel mit dem Kürzel KN in ihrem Portfolio.

Das Erscheinungsgebiet der Kinzigtal Nachrichten liegt dort, wo sich die Mittelgebirge Spessart und Vogelsberg mit Ausläufern der Rhön treffen, dem sogenannten Bergwinkel. Das Gebiet ist nahezu deckungsgleich mit dem Kreis Schlüchtern, der 1974 zusammen mit den Altkreisen Gelnhausen und Hanau im Main-Kinzig-Kreis aufging und heute dessen östlichen Teil bildet.

Aus den ehemals vier Städten und 41 Landgemeinden im Bergwinkel sind mittlerweile drei Städte und eine Großgemeinde geworden: Schlüchtern, Bad Soden-Salmünster, Steinau an der Straße und Sinntal. Im Hauptort Sterbfritz der Gemeinde Sinntal entspringt die Quelle der Kinzig-jenes Flusses, der den Bergwinkel sowie den gesamten Main-Kinzig-Kreis durchfließt, bevor er in Hanau in den Main mündet. Mit mehr als 400 000 Einwohnern ist der Main-Kinzig-Kreis der bevölkerungsreichste Landkreis in Hessen.

Inzwischen ist auch die Gemeinde Freiensteinau im Vogelsbergkreis fester Bestandteil des Erscheinungsgebiets. Das Blaue Eck, wie die Flächengemeinde auch genannt wird, markiert den südlichen Zipfel des Vogelsbergkreises und rundet das Gebiet der Kinzigtal Nachrichten zwischen Hintersteinau und Birstein ab.

Bis zum Jahr 1974, in dem - nicht nur in Hessen - die Beschlüsse und Auswirkungen der umfassenden Gebietsreform wirksam wurden, gehörten die Kinzigtal Nachrichten zur Fuldaer Volkszeitung. Diese ist nach dem Zweiten Weltkrieg von Heinrich Kierzek gegründet worden und erschien erstmals am 26. Oktober 1945.

Im Altkreis Schlüchtern war Parzeller seinerzeit mit einer eigenen Lokalausgabe präsent, der Kinzig-Zeitung. Somit traten Kierzeks Kinzigtal Nachrichten als Teil der Fuldaer Volkszeitung auch im Bergwinkel als Mitbewerber der Kinzig-Zeitung von Parzeller auf. 1974 gab Verleger Heinrich Kierzek seine Blätter jedoch auf und die KN wechselten in den Verlag der Frankfurter Societätsdruckerei. Gleichzeitig wurde die auflagen schwächere Kinzig-Zeitung eingestellt und deren Leser aufgerufen, künftig die alleinige Heimatzeitung im Bergwinkel und blauen Eck zu abonnieren und zu unterstützen: die Kinzigtal Nachrichten.

Aus den Redakteuren der bis dahin konkurrierenden Tageszeitungen wurden durch diese Umstellung Kollegen. Daran erinnert sich Karl Theodor Hahn aus Schlüchtern noch gut. Er arbeitete 1967 bei der Fuldaer Zeitung. Sein Kollege von der Kinzig-Zeitung war damals Hans Seifert, der mit seiner Frau in der Villa „Luginsland“ (Bahnhofstraße 46) zur Miete wohnte. Ein Raum seiner Wohnung diente als Redaktion.

Kurz vor Weihnachten 1967 starb Seifert unerwartet mit 63 Jahren. Der damals 29-jährige Hahn wurde daraufhin quasi „über Nacht“ Alleinredakteur für den Kreis Schlüchtern. Damals erschien täglich nur eine Zeitungsseite mit Meldungen aus dem Kreisgebiet, samstags in der Regel eine halbe Seite mehr.

Schon sehr bald nach Seiferts Tod konnte Hahns Familie die Wohnung in der Luginsland-Villa übernehmen und somit auch den seitherigen Redaktionsraum benutzen. Mit den Personen, Lokalitäten und Verhältnissen im Raum Schlüchtern noch kaum vertraut, musste er versuchen, dem schon langjährigen Redakteur der Kinzigtal Nachrichten, Norbert Stenzel, ebenbürtig zu werden. Fortan lebte Hahn in Schlüchtern - ein großer Vorteil.

Als 1970 die Villa verkauft werden sollte, wurde die Wohnung und somit auch der Redaktionsraum gekündigt. Die Familie Hahn kaufte daraufhin ein Einfamilienwohnhaus in der Georg-Flemmig-Straße 16. Dieses hatte einen geräumigen Anbau mit eigenem Eingang, der von da an als Redaktionsraum diente. Die beschriebene grundlegende Änderung - nur noch eine Zeitung im Raum Schlüchtern - vollzog sich zum 1. Juli 1974. Hahn und Stenzel wurden vom neuen Verlag in Frankfurt übernommen und arbeiteten zunächst in der KN-Redaktion Schlüchterner „Haus in des Handwerks“ zusammen. Stenzel wurde danach aber für etliche Jahre als „Springer“ in mehreren Außenredaktionen eingesetzt.

Zum 1. Juli 1989 gingen die gegründeten Kinzigtal Nachrichten von der Societätsdruckerei auf die von der Fuldaer Verlagsanstalt und der Brühlschen Universitätsdruckerei “Gelnhäuser Tageblatt Verlagsgesellschaft“ über. Die Redakteure Stenzel und Hahn wurden erneut übernommen und arbeiteten dann gemeinsam in der Schlüchterner Redaktion. Zum 1. September 1991 gingen die Kinzigtal Nachrichten samt Personal an den Verlag Parzeller über.

Nach dem Erreichen der Altersgrenze folgte 1996 Stefan Kläsener auf Norbert Stenzel als KN-Redaktionsleiter nach. Zehn Jahre später übernahm Dorothee Müller diesen Posten, 2009 dann Steffen Reith. 2014 folgte Alexander Gies. Seit November 2022 leitet Hanns Szczepanek die Redaktion der Kinzigtal Nachrichten.

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