In „Mord zum Sonntag“ geht es um True Crime, also wahre Verbrechen. Woher kommt eure Affinität für dieses Themenfeld?
Petersen: Das ist viel persönliches Interesse. Ich lese gerne Krimis und interessiere mich für Psychologie: Wie kommt ein Verbrechen zustande, welche Motive hat ein Täter? Und was macht das mit den Opfern?
Mehler: Ich berichte schon seit Langem für unsere Zeitung aus den Gerichtssälen der Region. Und auch da interessiert mich, was einen Menschen zum Verbrecher macht. Sind es die Umstände und das soziale Umfeld - oder steckt das Böse in uns allen? Das finde ich spannend.
Wie kam die Idee, einen True-Crime-Podcast ins Leben zu rufen?
Petersen: Ich habe zwei Bücher zu dem Thema geschrieben, Tatort Osthessen - aber mit Verbrechen beschäftige ich mich schon lange, ob früher als Gerichtsreporterin oder heute bei der Recherche zu älteren Fällen. Und weil es da viel zu erzählen gibt, fragte mich ein Kollege, ob ich denn nicht einen True-Crime-Podcast machen will. Und daraufhin habe ich Sabrina gefragt, ob sie Lust hat bei dem Projekt mitzumachen.
Mehler: Und das hatte ich. Ein Podcast ist eine tolle Chance, noch tiefer in die menschlichen Abgründe zu blicken, als wir das auf einer Zeitungsseite könnten.
Jobbedingt schreibt ihr in der Regel über Verbrechen. Wie ist es, darüber zu sprechen?
Mehler: Man spricht ganz anders, als man schreibt. Das war zunächst ein Lernprozess für uns beide.
Petersen: Das Podcasten ist gewöhnungsbedürftig. Man hört plötzlich, wie oft man „ähm“ oder „tatsächlich“ sagt.
Euer Podcast heißt „Mord zum Sonntag❝: Wie seid ihr auf diesen Namen gekommen?
Petersen: Das ist bei einem Brainstorming entstanden. Wir haben uns überlegt, wann der Podcast erscheinen soll, und hielten Sonntag für den besten Wochentag.
Mehler: Quasi das „Wort zum Sonntag“. Da waren wir dann schnell beim „Mord zum Sonntag“.
Geht es in dem Podcast getreu dem Namen nur um Morde?
Mehler: Nein. Es gibt so viele andere spannende Fälle, das wäre schade, wenn wir die ausklammern würden. Wir sprechen zum Beispiel in einer Folge über das Thema Menschenhandel. Die damalige Nebenklagevertreterin Julia Heieis hat uns da viele spannende Hintergründe erzählt.
Ihr habt in dem Podcast ja immer Gäste, die mit euch über die Fälle sprechen. Wieso?
Petersen: Unsere Gäste sind Richter, Anwälte, Gutachter oder auch Polizisten - eben Leute, die sich mit diesen Fällen intensiv beschäftigt haben. Sie sind es, die am meisten darüber erzählen können.
Redakteurin
Mehler: Uns war es wichtig, nicht nur den Fall zu erzählen, sondern auch Personen zu Wort kommen zu lassen, die mit den Fällen zu tun hatten. Das ist das Schöne: Wir selbst erhalten durch unsere Gäste noch mal ganz andere Sichtweisen auf die Taten.
Sind die Fälle im Podcast die, die auch in den Büchern zu lesen sind?
Petersen: Wir versuchen vor allem, neue Fälle zu erzählen. Das macht es auch für uns spannender. Allerdings bleibt es nicht aus, dass sich manche Sachen überschneiden. In dem Buch habe ich die spektakulärsten Fälle hier aus Osthessen zusammengetragen. Da kann es natürlich passieren, dass der ein oder andere Fall auch der spektakulärste für einen unserer Gäste war.
Mehler: Ein Beispiel ist die erste Folge mit Richter Peter Krisch, der einer der Richter im ersten Prozess gegen Monika Weimar war. Das Verbrechen hat nicht nur in der Region eine große Rolle gespielt, sondern auch in seiner Karriere. Inwiefern - das erfährt man im Podcast.
Entdeckt ihr bei der Recherche zu den neuen Fällen Aspekte, die euch selbst noch gar nicht bewusst waren?
Mehler: Immer wieder. Wir haben eben schon über den Fall zum Menschenhandel gesprochen. Da wurde eine Frau entführt und zur Prostitution gezwungen. Das ist gar nicht so selten, wie ich gedacht hätte. Oder nehmen wir den Fall Monika Weimar: Für mich war immer klar, dass sie die Mörderin ihrer Töchter ist. Aber nach der Recherche bin ich mir plötzlich gar nicht mehr so sicher.
Petersen: Ein anderes Beispiel ist ein Fall, der in der NS-Zeit spielt. Damit hatte ich persönlich noch nicht viel zu tun: die Aufarbeitung der NS-Verbrechen, und dass es auch Täter gab, die gleichzeitig Opfer waren. Bei der Folge geht es um einen Häftling, dem vorgeworfen wird, andere Insassen getötet zu haben.
Und worin besteht in diesem Fall die Verbindung hier in die Region?
Petersen: Der damals Angeklagte, der übrigens freigesprochen wurde, stammte hier aus Fulda.
Zum Abschluss: Warum sollte man unbedingt in „Mord zum Sonntag❝ reinhören?
Mehler: Es ist wie ein Krimi vor der Haustür. Aber man erfährt - hoffentlich - auch viel über die Menschen an sich. Verbrechen sind immer ein Spiegelbild der Gesellschaft.
Redakteurin
Petersen: Wir sprechen über die Hintergründe, wie es zu den Fällen kam und was die gesellschaftlichen Umstände eines Falles sind. Der Podcast soll mehr sein als nur die Nacherzählung eines Verbrechens. Man sollte als Hörer irgendwie auch etwas mitnehmen. Keine Ahnung, ob uns das immer gelingt, aber das ist der Anspruch.
DER TRUE-CRIME-PODCAST
In Deutschland gibt es mehr als zehn Millionen Podcast-Hörer - Tendenz steigend. Wer sich einen Podcast anhören möchte, braucht ein Gerät mit Internetzugang. Für Neueinsteiger ist die einfachste Lösung, die auf Smartphones vorinstallierte App für Podcasts zu öffnen. Sucht man dort nach „Mord zum Sonntag“, kann man den Podcast abonnieren und wird informiert, wann eine neue Folge erscheint. Bislang sind acht Folgen draußen, die angehört werden können. Nachschub gibt es nach der Sommerpause Mitte September. Dann erscheint wieder alle zwei Wochen sonntags um 10 Uhr eine neue Episode.
Abrufbar ist„Mord zum Sonntag“ auf der Website der Fuldaer Zeitung, in der FZ-App sowie auf allen großen Podcast- und Audio-Plattformen. Auf dem Instagram-Account informieren wir über neue Folgen und bieten besondere Einblicke hinter die Kulissen des Podcasts.
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