Knapp 2,5 Kilometer Luftlinie trennen den heutigen Standort der Fuldaer Zeitung und des Medienhauses Parzeller von dem Ort in der Kanalstraße 38, an dem für die FZ, wie wir sie heute kennen, alles begann. Acht Minuten Fußmarsch sind es entlang der Frankfurter Straße, der Löhrstraße, der Königstraße und der Mühlenstraße, bis man
Aus dem Gebäude an der Kanalstraße 38 sendete die Fuldaer Zeitung im Jahr 1874 ihr erstes Lebenszeichen. Steht man heute an besagter Adresse, dann sieht man: Dort, wo vor 150 Jahren die erste Zeitung entstand, befindet sich im Erdgeschoss heute ein Thai-Massage-Studio und direkt nebenan ein Klamottengeschäft. In der Zeit des Zweiten Weltkriegs war das Gebäude, das hier vorher stand, erst stark in Mitleidenschaft gezogen, später abgerissen und schließlich neu gebaut worden.
Zeit für einen genaueren Blick ins Archiv: In dem Anwesen, bei dem es sich laut Angaben des Katasteramtes damals um ein Wohnhaus mit Schweineställen, Futterstall sowie Hof und Garten mit Brunnen dahinter handelte, hatte sich 1874 die neue gegründete Aktiengesellschaft eingemietet.
Nachdem die erste Druckmaschine, eine „Schnellpresse“ an der Kanalstraße eingetroffen war, erschien das erste Erzeugnis des neuen Druckhauses: ein mehrfarbig gedrucktes Blatt, das stark religiös geprägt und „dem Gott der Wahrheit, der Gerechtigkeit und Heiligkeit“ gewidmet war.
Ende des ersten Jahrgangs der FZ betrug die Auflagenhöhe 160 Exemplare. Im selben Jahr hatte man zudem begonnen, das vom katholischen Lehrerverein herausgegebene „Schulblatt“ zu drucken, 1876 kam der„Fuldaer katholische Volkskalender“ hinzu. Es zeigt sich: Die Aufträge wurden mehr und mehr. Als die FZ von 1881 an sechsmal in der Woche erschien, mussten endgültig neue Räumlichkeiten für die„Fuldaer Actien-Buchdruckerei“ her.
Fündig wurde man damals am Buttermarkt 15. Dorthin zieht es uns auf unserem Stadtrundgang also als Nächstes. Weit ist der Weg nicht. Nach fünf Minuten Fußweg durch die Fuldaer Innenstadt steht man mitten auf dem Buttermarkt und blickt auf das dreigeschossige, weiß gräuliche Gebäude, das die Fuldaer Zeitung schließlich im März des Jahres 1881 bezog. Und nicht nur dieses Gebäude wurde bezogen: Setzerei und Druckerei hatten ihren Standort im Gebäude in der Universitätsstraße 10-direkt angrenzend an den Buttermarkt.
In der Hausnummer 15 ist zwar längst kein Verlagshaus mehr beheimatet, sondern das Weingeschäft „Urban Vines“, doch der Charakter des Gebäudes ist bis heute samt seiner dreieckigen Spitze am Kopf des Gebäudes erhalten geblieben.
Die damaligen Räumlichkeiten beschreibt ein zeitgenössischer Bericht wie folgt: Im Vorderhaus am Buttermarkt (war die Geschäftsstelle untergebracht, ein weiteres Zimmer diente als Papierlager, Setzerei und Druckerei. Die Redaktion war vorübergehend im Nachbarhaus - heute Buttermarkt 15 - untergebracht.
Doch der Buttermarkt blieb nicht lange die Heimat der Fuldaer Zeitung: Schon Ende der 1880er Jahre war man erneut gezwungen, neue Räume zu finden, weil die Zahl der Druckaufträge und der Abnehmer der Fuldaer Zeitung zunahm - und man neue Mitarbeiter sowie inzwischen auf dem Markt erhältliche, moderne Maschinen beschaffen musste.
So sah man sich 1890, neun Jahre nach dem Umzug von der Kanalstraße an den Buttermarkt schon wieder gezwungen, die Umzugskartons zu packen und größere Räumlichkeiten zu finden.
Also führt uns die Tour auf den Spuren der Redaktionsräume in 150 Jahren Fuldaer Zeitung weiter ans Fuldaer Peterstor, so wie damals die 30 Beschäftigen - ob Drucker oder Redakteure - der„Fuldaer Actien-Buchdruckerei“. Über die neuen Räume am Peterstor heißt es in der Jubiläumsschrift von 1889: „Im Erdgeschoss befinden sich das Expeditionslokal mit anstoßendem Papierlager, das Redaktionszimmer, die Setzerei für 21 Personen, Buchbinderei, Druckerei und Stereotypie.
War der Buttermarkt mit Blick auf die 150-jährige Geschichte des Verlags Parzeller und der Fuldaer Zeitung nur ein kurzer Zwischenstopp, so sieht das am Peterstor anders aus: Stolze 108 Jahre war das Peterstor inmitten Fuldas fortan die Heimat der Mitarbeiter. Vom Bleisatz bis hin zur ersten Zeitungsausgabe in Farbe durchlebte der Verlag hier zahlreiche bahnbrechende Veränderungen. Auch Umbaumaßnahmen gab es über die Jahre: So wurde ein Grundstück hinzugekauft, das einst zum alten „Kesselhof“ gehörte.
Während der Zeit des Zweiten Weltkriegs wurde Betriebsgelände glücklicherweise von den Bombenangriffen 1944/45 und größeren Schäden verschont.
Schaut man sich heute am Peterstor um, dann blickt man im Erdgeschoss in die Schaufenster eines Raumausstatters. Die Verlagerung des Betriebs an die Frankfurter Straße in das neue Medienhaus verlief seit 1987 sukzessive und wurde 1998 abgeschlossen. Leicht dürfte der Umzug nach 108 Jahren nicht gefallen sein, doch wieder sorgte dieser dafür, dass der Verlag sich mit einem Ortswechsel vergrößerte und gleichzeitig modernisierte.
Also führt uns der Weg vom Peterstor zurück in die Frankfurter Straße 8. Zwar noch nicht ganz so lange wie am Peterstor, doch immerhin bereits ein viertel Jahrhundert, sitzen hier rund 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ob es eine 108-jährige Ära wie am Peterstor wird?