Аnzeige
SONDERTHEMEN

Zeit für eine Bestandsaufnahme

Insbesondere zum Jahreswechsel werden viele Stellen frei, die neu besetzt werden müssen

Erstellt: Samstag, 10.12.2022
Zeit für eine Bestandsaufnahme

Einen neuen Job muss man nicht unbedingt zum Jahresanfang antreten - auch wenn es zu dem Zeitpunkt häufig viele offene Stellen gibt. Foto: Christin Klose/dpa-mag

Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Der ein oder die andere nutzt diese Zeit gern, um in sich zu gehen und gute Vorsätze für das neue Jahr zu formulieren. Wo möchte ich mich verbessern, wie will ich mich weiterentwickeln - auch beruflich?

Gerade zum Jahreswechsel werden üblicherweise viele Stellen frei, die neu besetzt werden müssen. Die Unternehmen buhlen regelrecht um die besten Talente, so Prof. Maike Andresen, Inhaberin des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg.

Überstürzte Entscheidungen sind dennoch nicht ratsam: "Wenn ich viel Angebot habe, dann führt das oftmals dazu, dass sich die Zufriedenheit mit dem aktuellen Job verringert", sagt Andresen.

Nach einem vorschnellen Wechsel des Arbeitgebers verspüren Beschäftigte zunächst einen Flitterwochen-Effekt, eine Anfangseuphorie ähnlich wie in einer neuen Beziehung: "Man sieht alles besonders positiv." Nach einigen Monaten stellt sich dann aber oft ein sogenannter Flitterwochen-Kater-Effekt ein: "Dann kommt so langsam die Realität rein und die Arbeitszufriedenheit geht zurück."

Schritt 1: Die Situation genau reflektieren

Vor einer Kündigung sollte man also erst einmal reflektieren, wie groß die Unzufriedenheit im Job wirklich ist und woher sie rührt. "Wir brauchen die Selbstreflexion, um auf dem richtigen Weg zu bleiben oder den richtigen Weg wiederzufinden", sagt Karriere-Coachin Nelly Simonov. "Ganz einfach ist erst mal ein Gefühlscheck am Sonntagabend, also sich zu fragen: Wie geht es mir damit, dass die Arbeitswoche morgen startet?" Professor Andresen empfiehlt, bei einer beruflichen Bestandsaufnahme persönliche Karriereziele zu definieren und zu prüfen, inwieweit man diese schon erreicht hat. Zu den typischen Karrierezielen gehören etwa finanzielle Sicherheit, eine Work-Life-Balance im Sinne von genug Freizeit, Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten oder auch gute Beziehungen am Arbeitsplatz sowie Unternehmertum.

Schritt 2: An Stellschrauben drehen

Selbst wenn Beschäftigte in der Reflexion feststellen, dass sie wirklich unzufrieden mit ihrer beruflichen Situation sind - es muss nicht gleich ein Jobwechsel sein. Christiane Gerwing, Coachin für Persönlichkeitsentwicklung, sieht zwei Wege, die man einschlagen kann.

Unter Umständen rührt die Unzufriedenheit im Job von Eigenschaften her, die man selbst mitbringt und die einem auch beim neuen Arbeitgeber zum Verhängnis werden können. Dann sollte man versuchen, "durch unterschiedliche Methoden an sich selbst zu arbeiten", sagt Gerwing.

Die zweite Möglichkeit besteht darin, etwas an den konkreten Aufgaben zu verändern. Hier hilft es, die eigenen Motive zu kennen: Treiben einen besonders Beziehungen, Herausforderungen, Einflussmöglichkeiten oder Freiheiten an? "Wenn ich herausfinde, wie stark diese Motive jeweils bei mir ausgeprägt sind und wie sehr ich sie mit welchem Verhalten bereits umsetze, dann weiß ich schon sehr viel über mich", so Gerwing. Gemeinsam im Team und mit den lässt sich Vorgesetzten schauen, inwieweit man die Tätigkeiten den eigenen Motiven anpassen kann: durch mehr oder weniger Kundenkontakt etwa oder eine Position mit mehr Handlungsspielraum. "Im Englischen nennen wir das Career Crafting oder Job Crafting", sagt Maike Andresen.

Schritt 3: Der Jobwechsel jederzeit möglich 

Und wenn weder die Arbeit an sich selbst noch Anpassungen zu Zufriedenheit führen? "Wenn alles schon zu Ende gedacht worden ist, dann würde ich sagen: Verlasse diese Umgebung, diesen Arbeitgeber, und suche nach etwas Neuem", sagt Nelly Simonov. Spätestens nach sieben Jahren ohne Veränderungen der Position, der Tätigkeit oder des Gehalts sollte man ihr zufolge ohnehin die Reißleine ziehen: "Es wird sonst zu gemütlich, der Wechsel wird umso schwerer."

Dafür eignen sich aber bestimmte Zeitpunkte im Jahr der Jahresbeginn etwa - nicht per se besser oder schlechter. Christiane Gerwing empfiehlt, eine neue Stelle dann anzutreten, wenn man sich besonders entspannt und motiviert fühlt, etwa nach einem Urlaub: "Damit man mit einer guten Handlungsenergie in den neuen Job gehen kann."         mag


Bewegung auf dem Jobmarkt

Tipps für Handwerksfirmen zur Nutzung des Jahreswechsel zur Mitarbeitergewinnung

Die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr lässt viele Arbeitnehmer nachdenklich werden: Ist der aktuelle Arbeitgeber noch der richtige oder ist es Zeit für einen Neustart? Tatsächlich setzt der Jahreswechsel bei vielen Angestellten neue Motivation frei und sorgt so für Bewegung auf dem Jobmarkt.

"Viele Betriebe schalten dennoch gerade zum Jahresende auf Sparflamme und nehmen an, dass die Bewerbersuche keinen Erfolg verspricht. Ein fataler Fehler - denn nur wer sich jetzt richtig positioniert, räumt die Bewerber zum Jahreswechsel ab", sagt Deniz Akpinar. Er ist Recruiting-Experte für die Handwerksbranche und weiß genau, mit welchen Maßnahmen Betriebe neue Fachkräfte von sich überzeugen. Akpinar hat nachfolgende fünf Tipps zusammengestellt, wie Handwerksunternehmen mit qualifizierten Fachkräften ins neue Jahr starten.

1. Die dunkle Jahreszeit für mehr Sichtbarkeit auf Social-Media nutzen

Je dunkler und kälter es draußen wird, desto mehr Zeit verbringen die Menschen zu Hause auf der Couch. Dabei haben sie heute meistens Smartphone in der Hand entsprechend höher ist die ihr Verweildauer auf sozialen Netzwerken wie Facebook,.

2. Von der erhöhten Wechselbereitschaft profitieren

Jeder kennt die Aufbruchstimmung eines neuen Jahres. Die Menschen machen sich dabei Gedanken, welche Dinge nach dem Jahreswechsel besser laufen sollten. Daher gibt's vor allem im ersten und letzten Quartal eines Jahres traditionell mehr Kündigungen bei Arbeitnehmern. Diese höhere Wechselbereitschaft können Unternehmer auf der Suche nach neuen Mitarbeitern zunutze machen. Betriebe, die bisher noch nicht ausreichend sichtbar waren, sollten daher mit Blick auf den Jahreswechsel spätestens jetzt in Aktion treten.

3. Nicht auf den nächsten Sommer warten

Auch wenn das Wirtschaftsjahr nun allgemein zu Ende geht, sollten Unternehmer mit der gezielten Anwerbung neuer Kräfte nicht erst im nächsten Frühjahr beginnen. Nur weil bis zum Jahresende keine qualifizierten Bewerbungen generiert wurden, haben die Betriebe ihre Chance noch lange nicht verpasst: Auch in den Monaten Januar bis März sind die Arbeitnehmer noch verstärkt wechselbereit und vorbereitende Maßnahmen bereits im letzten Quartal daher entsprechend sinnvoll.

4. Sich langfristig aufstellen

Langfristig planende Unternehmen haben einen entscheidenden Vorteil: Wer sich bereits im Winter gut aufstellt, kann sich das ganze Jahr über mit einer guten Recruiting-Kampagne im Gedächtnis der wechselbereiten Arbeitnehmer verankern. Spätestens bei Anbruch der nächsten Winterzeit werden sich die Erfolge der so erzielten Präsenz in den Social-Media-Kanälen zeigen, weil das eigene Unternehmen bereits längere Zeit als attraktive Alternative zum alten Arbeitgeber bekannt ist.

5. Die Krisenzeit als Chance begreifen

Zugegeben, viele Handwerksbetriebe stehen derzeit mit steigenden Energiepreisen, dem Material- und Baustoffmangel und nicht zuletzt einem leergefegten Bewerbermarkt vor großen Herausforderungen. Unternehmer sollten sich jedoch ins Gedächtnis rufen, dass aus jeder Krise auch neue Chancen hervortreten: Wer als Geschäftsführer jetzt handelt, kann viele verunsicherte und unzufriedene Mitarbeiter mit einem krisensicheren Jobangebot überzeugen.       ots

Mehr zum Thema >