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Pendeln oder umziehen?

Eine neue Studie zeigt, was Menschen bei Jobwechseln am Wohnort hält

Erstellt: Freitag, 27.12.2024
Pendeln oder umziehen?

Pendeln - der tägliche Weg zwischen Zuhause und Arbeit: Ein vertrauter Anblick am Bahnhof, wo Routine und Begegnungen aufeinandertreffen. Symbolfoto: william87 - stock.adobe.com

Wer eine neue Stelle antritt, der muss oft entscheiden: pendeln oder umziehen? Die jüngste Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) zu diesem Thema beleuchtet, was diese Wahl beeinflusst. Entscheidender Faktor ist dabei die Entfernung zum Arbeitsplatz.

„Bei kürzeren Distanzen bleibt das tägliche Pendeln die erste Wahl“, erklärt Mobilitätsforscher Dr. Heiko Rüger. Doch diese Präferenz ändert sich ab 150 Kilometern drastisch. Nur noch neun Prozent pendeln täglich, während der Rest entweder umzieht oder unter der Woche in der Nähe arbeitet. „Zwischen 50 und 100 Kilometern pendeln hingegen 86 Prozent weiterhin jeden Tag“, so Rüger.

 Ab einer bestimmten Entfernung spielt die Distanz kaum noch eine Rolle. Die Wahl fällt dann zwischen Umzug und Wochenpendeln. Wer wochenpendelt, richtet einen Zweitwohnsitz ein und fährt am Wochenende nach Hause. 

Doch nicht nur Kilometer entscheiden. Ein wichtiger Aspekt ist das sogenannte „ortsspezifische Kapital“. Das umfasst Faktoren wie Wohneigentum, Kinder, berufstätige Partner oder ein großes soziales Netzwerk. Je höher dieses Kapital, desto unwahrscheinlicher wird ein Umzug. „Viele wollen ihr soziales Umfeld nicht aufgeben. Wochenpendeln ist dann oft die bevorzugte Lösung“, erklärt Wissenschaftler Rüger.

Kontakt zur Familie im Fokus

Eltern schulpflichtiger Kinder tendieren stärker zum täglichen Pendeln - auch bei großen Entfernungen. Der Grund: Die Kosten der Abwesenheit sind hoch. „Viele Eltern möchten den Kontakt zur Familie nicht einschränken. Sie nehmen lieber längere Arbeitswege in Kauf, um abends zu Hause zu sein“, so die Studie. 

 Die Forscher empfehlen Politik und Unternehmen, stärker auf diese Bedürfnisse einzugehen. Flexiblere Arbeitszeiten und Homeoffice könnten helfen, lange Arbeitswege abzufedern. „So lassen sich Stress reduzieren und Familie und Beruf besser vereinen“, betont Rüger.
Die Studie basiert auf Daten aus den Jahren 2001 bis 2019. Damit spiegelt sie die Zeit vor der Coronapandemie wider. Seitdem hat sich vieles verändert - Telearbeit und hybride Modelle nehmen zu. In Zukunft könnte die Distanz zum Arbeitsplatz an Bedeutung verlieren.
Die Autoren der Studie sehen hier weiteren Forschungsbedarf. Wie sich langfristig Homeoffice und neue Arbeitsmodelle auf Pendelentscheidungen auswirken, bleibe offen. Doch eines zeigt die Studie klar: Wer stark mit seinem Wohnort verwurzelt ist, bleibt lieber - selbst wenn der Weg zur Arbeit weit ist.


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Bus statt Parkplatz

Mobilität beeinflusst Wohnstandortwahl

Für viele Haushalte ist der Anschluss an den öffentlichen Nahverkehr demnach entscheidender als ein eigener Stellplatz. „Nachhaltige Mobilität ist gefragt, aber nur mit gutem ÖPNV-Angebot“, so die Forscher. Doch nicht immer finden Menschen passende Wohnungen.

 Auch Homeoffice verändert die Wohnstandortwahl. Wer von zu Hause arbeitet, zieht häufiger ins Umland. Die Nähe zum Arbeitsplatz verliert an Bedeutung. Allerdings steigen nach dem Umzug oft die Pendeldistanzen. Weniger tägliche Fahrten, dafür längere Strecken - so lautet das Fazit der Studie.


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