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Statistische Bundesamt (Destatis): Tiefgreifender Wandel

Akademisierung, Individualisierung, Privatisierung

Erstellt: Donnerstag, 07.09.2023
Statistische Bundesamt (Destatis): Tiefgreifender Wandel

Für knapp die Hälfte der jungen Leute gehört heutzutage das Abitur zur Lebens- und Karriereplanung quasi mit dazu. Foto: Adobe Stock/mapoli-photo

Akademisierung, Individualisierung und Privatisierung: All dies sind Auswirkungen eines tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandels, der sich auch im deutschen Bildungssystem niedergeschlagen hat.

In den Daten zu Schulbesuch, Ausbildung und Studium spiegeln sich politische Entscheidungen ebenso wider wie veränderte Wertevorstellungen. Besonders deutlich zeigt sich dies in der Zahl der Studierenden, die seit 1950 mit wenigen Ausnahmen gestiegen ist.

Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) dazu mitteilt, gab es 2021 in Deutschland weit mehr als doppelt so viele Studentinnen und Studenten (2,9 Millionen) wie Auszubildende (1,3 Millionen). Auf seinerzeit zehn Studierende kamen somit 4,3 Auszubildende. 1950, im früheren Bundesgebiet, war das Verhältnis noch ein völlig anderes: Auf zehn Studierende kamen 75,5 Auszubildende. 971 000 Menschen machten damals eine Ausbildung, wohingegen nur 129 000 Personen für ein Studium eingeschrieben waren.

Immer mehr Abiturienten

Die steigende Bedeutung akademischer Bildung wird auch am wachsenden Anteil der Abiturientinnen und Abiturienten sichtbar. Verfügten im Jahr 1960 etwa 6,1 Prozent der 19bis 21-Jährigen über die Hochschulreife, lag die Studienberechtigtenquote 2020 bei 46,8 Prozent. Durch die Rückkehr zum neunjährigen Bildungsgang an Gymnasien in Niedersachsen im Schuljahr 2019/2020 und dem damit unvollständigen Abiturjahrgang gab es 2020 jedoch ausnahmsweise weniger Studienberechtigte als in den Vorjahren.

Je wichtiger Bildung eingeschätzt wird, desto mehr Wert legen Eltern auf eine individuelle Förderung ihrer Kinder. Dementsprechend sind sie auch bereit, dafür zu bezahlen. In der Folge hat sich die Zahl der Privatschulen vervielfacht. Gab es im früheren Bundesgebiet im Jahr 1950 nur 741 Privatschulen, lag deren Zahl 2021 in Deutschland bereits bei 3757. Fast ein Zehntel (9,3 Prozent) der Kinder und Jugendlichen, welche 2021 allgemeinbildende Schulen besuchten, gingen mittlerweile auf Privatschulen. 1950 lag der Anteil im Bundesgebiet noch bei 1,9 Prozent.

Eine der auffälligsten Veränderungen der vergangenen Jahrzehnte betrifft unterdessen die immer stärkere Bildungsbeteiligung von Frauen und Mädchen. 247 300 Frauen nahmen 2021 ein Studium auf. Damit stellen sie inzwischen mehr als die Hälfte der Studienanfängerinnen und - anfänger im ersten Hochschulsemester (52,4 Prozent). 1950 lag ihr Anteil lediglich bei 18,5 Prozent. ots

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