Die Redaktion
Montagmorgen, 9 Uhr: Im großen Konferenzraum sitzen die Reporter zusammen. Redakteur Christopher Hess kündigt an, dass er sich derzeit mit dem Interkommunalen Gewerbegebiet in der Stadtregion befasst. Mit der Frauenberg-Milbe hat sich unterdessen Volontärin Linda Scherdin beschäftigt. Der Themenblock des stellvertretenden Chefredakteurs Thomas Schafranek füllt sich zunehmend. Er leitet die Producer-Einheit.
Seit Mitte April arbeitet die Lokalredaktion in Fulda mit einem Produzenten-Team, das die Seiten für Tageszeitung und Marktkorb plant, Pressemitteilungen bearbeitet und die Bildauswahl trifft, sowie einem Reporter-Team, das sich auf Recherchen und das Schreiben konzentriert. Kurz nach den morgendlichen Besprechungen werden an die Reporterinnen und Reporter noch die Wünsche der Online-Kollegen herangetragen: „Bring mir ein paar Bilder für eine Foto-Strecke auf der Homepage, ein paar Videoschnipsel oder O-Töne für Social Media mit.“
Dann laufen im Reporterbüro Telefone heiß. Kollegen verabschieden sich zu Interview- und Reportageterminen, empfangen Gäste auf der blauen Couch. Andere Kollegen sitzen an den Computern und tippen ihre Texte für die Online-Veröffentlichung oder das Printprodukt in die Redaktionssysteme. Die Nachrichten verbreiten sich längst über unterschiedliche Kanäle - nicht mehr allein über die gedruckten Zeitungen. Dafür zeichnet das Online-Team unter Leitung von Eike Zenner verantwortlich, der nicht nur einen Blick auf die Aktualität des Portals hat, sondern auch auf die Klickzahlen, die Aufschluss darüber geben: Welche Artikel laufen gut? Wie lässt sich das Thema weiterdrehen?
Was ein Tag im Reporter-Leben bringt, das ist oft ungewiss. Was die Produktionseinheit auf den Seiten platziert, kann sich permanent ändern - je nach Lage. Mitunter erscheinen Texte dann auch gar nicht im Lokalteil, sondern wandern nach vorne, auf die Themenseiten. Möglich ist dies, weil diese Zeitung im Gegensatz zu anderen Häusern noch über eine eigene Mantelredaktion verfügt, die die Politik-, Wirtschafts-, Kultur- und Journalseiten bestückt. In dieses Ressort fallen zudem die oft aufwändig gestalteten Themenseiten, die damit in der deutschen Zeitungslandschaft eine Seltenheit darstellen.
Ein erstes Bild davon, wie die Zeitung des nächsten Tages aussieht, bringt das Vorabend-E-Paper. Aber auch damit ist noch nicht in Stein gemeißelt, wie die Print-Ausgabe am nächsten Morgen aussieht. Bis etwa Ostern trafen diese Ungewissheiten noch auf alle FZ-Redakteure im Lokalen zu. Die Trennung von Reportern und Produzenten galt da noch nicht. In der Außenredaktion der Hünfelder Zeitung, der Kinzigtal Nachrichten (Schlüchtern) und des Schlitzer Boten gilt diese Trennung nicht. Hier sind die Kollegen tagtäglich noch mit der kompletten Bandbreite der Aufgaben beschäftigt: von der Terminplanung über die Seitengestaltung, die Recherche und das Schreiben bis hin zur abendlichen Seitenkontrolle.
Nebenan, in der Sportredaktion, die eng mit den Kollegen der Torgranate zusammenarbeiten und die gerade am Wochenende stark eingebunden ist, brennt um diese Zeit in den Abendstunden häufiger noch Licht. Schließlich wollen auch noch die aktuellen Ergebnisse von Sportereignissen - ob nun Fußball-EM oder -WM, Bundesliga, Championsleague oder Olympia ins Blatt gehoben werden.
Je nach Überraschung muss dann eventuell noch das Titelbild auf Seite 1 ausgetauscht werden. Oder aber ein lokales Ereignis erfordert schnelles Handeln: Mitunter kann es passieren, dass abends ganze Seiten „umgeworfen“ werden müssen.
So geschehen etwa an einem Freitagabend im Februar 2011, als gegen 20.35 Uhr die Nachricht von einem Tötungsdelikt nahe der Kinderakademie einging, das sich als Mord bei einem schief gelaufenen Auto-Deal herausstellen sollte. Eine ähnliche Hektik stellte sich damals am Montag darauf ein, als die Polizei von der Festnahme der Tatverdächtigen berichtete.
Die Druckerei
Wenige Minuten nachdem in der Redaktion die Zeitungsseiten für den Druck freigegeben wurden, läuft in Kerzell die Maschinerie in der Druckerei an. 2009 wurden dort mehrere Millionen Euro in einen neuen Druckstandort investiert, an dem auch Druckerzeugnisse für externe Kunden aus dem gesamten deutschsprachigen Raum hergestellt werden.
Um 22.30 Uhr läuft in den Hallen in Kerzell dann allabendlich die Rotation für die Tageszeitungen an; zunächst für die Kinzigtal Nachrichten, danach für den Schlitzer Boten, dann für die Hünfelder Zeitung und schließlich für die Fuldaer Zeitung. Bis etwa 1.30 Uhr in der Nacht sind dann alle vier Titel über die Rollen gelaufen. Bei einer Ausgabe mit 32 Seiten macht das laut Thomas Unterberger, Geschäftsführer der Druckerei Coldset-Innovation, rund acht Tonnen Papier und mehrere Hundert Liter Druckerfarbe in Schwarz, Gelb, Blau und Magenta.
Aufgebracht wird die Farbe zunächst auf Druckplatten, die dann in die Rotationspresse eingehängt werden. Zuvor werden die tonnenschweren Papierrollen in die sogenannten Drucktürme eingefädelt. Wenn dann das Papier durch die Maschine läuft, wird in rasanter Geschwindigkeit die Farbe darauf aufgebracht. Das erinnert ein wenig an Stempel in vier Farben, die übereinander aufgebracht werden und somit am Ende das Zeitungsbild ergeben. Anschließend wird das zusammenhängende Papier gefaltet und geschnitten.
Die ersten Zeitungen, die die Maschine verlassen, sind noch lange nicht perfekt. Farbflecken, ungenaue Farbgebungen bei Bildern - all das will noch behoben werden, indem die Drucker die Farben optimieren, bevor die Zeitungen in der Maschine „Achterbahn fahren“, mitunter noch mit Beilagen bestückt werden und schließlich in den Versand gehen.
Rund 8 Tonnen Papier und mehrere Hundert Liter Druckfarbe benötigt eine 32-seitige FZ-Ausgabe.
Der Versand
Gut 50 Minuten, nachdem die Kinzigtal Nachrichten um 22.30 Uhr angedruckt wurden, ist das erste Paket mit Zeitungen bereit für den Versand. In der Druckerei in Kerzell werden die Bündel von Spediteuren abgeholt. „Rund 2000 Kilometer fahren diese jede Nacht durch Osthessen und liefern 21 Tonnen an Zeitungen aus“, rechnet Tobias Röder, Teamleiter Zustellung, vor. Ab 0 Uhr liegen die ersten Ausgaben der Kinzigtal Nachrichten bereit an den Abladestellen, wo sie von den Zustellern aufgenommen werden. Für die Fuldaer Zeitung startet die Belieferung der Austräger dann ab 0.15 Uhr, damit die Leser rechtzeitig zum Frühstück ihre Zeitung auf dem Tisch liegen haben. Ein einziges Mal ist das in den vergangenen Jahren nicht geglückt. Der Grund: ein Stromausfall in Kerzell verhinderte in der Nacht zum 14. November 2023, dass die Zeitung fertig gedruckt werden konnte. Den Abonnenten blieb aber noch der Zugriff auf das E-Paper.
500 Zusteller sorgen dafür, dass die Zeitung auf dem Frühstückstisch liegt.
In Briefkästen und Zeitungsrollen werden Fuldaer Zeitung, Hünfelder Zeitung, Kinzigtal Nachrichten und Schlitzer Bote ansonsten allmorgendlich von rund 500 Zustellern gesteckt. Je nach Größe des Bezirks arbeiten diese teilweise sogar in Vollzeit und kommen auf 36 bis 38 Stunden in der Woche. „Andere verdienen sich etwas zur Rente oder im Nebenerwerb dazu und nutzen die nächtliche Runde als Spaziergang“, weiß Röder.
Aber nicht nur die vier Tageszeitungstitel werden über die Medienlogistik Hessen (MLH) verteilt. „Für den Marktkorb haben wir noch einmal 600 Austräger und darüber hinaus noch 40 reine Postzusteller“, sagt der Teamleiter und Prokurist.