Es war eine Welt im Wandel, in der die Fuldaer Zeitung zum ersten Mal erschien. 1874 war die Industrialisierung in Deutschland und weiten Teilen Europas in vollem Gange. Die Lebenswelt der Menschen änderte sich schnell und tiefgreifend, soziale Fragen verlangten immer dringender nach Antworten. Die Naturwissenschaften erzielten große Erkenntnisfortschritte, deren Anwendungen die Wirtschaft voranbrachten und die Existenzbedingungen verbesserten. Der Medizin gelang es, auf wissenschaftlicher Grundlage viele weit verbreitete Krankheiten behandelbar zu machen und so die Lebensqualität der Menschen zu verbessern und die Lebenszeit zu verlängern. Die Innenpolitik Deutschlands sah eine dynamische Entwicklung, die im Rückblick auch als ein steiniger Weg in die Demokratie beschrieben werden kann.
Die Fuldaer Zeitung begleitet seit 150 Jahren den Lauf epochaler Ereignisse. 40 Jahre nach ihrer Gründung sollte der Erste Weltkrieg ausbrechen. Sein Ende veränderte das staatliche Gefüge Deutschlands. Die Demokratie, für die in den Jahrzehnten zuvor viele gekämpft hatten, wurde die Staatsform sowohl auf nationaler Ebene als auch auf der Ebene der deutschen Länder, darunter Preußen. Fulda war seinerzeit eine Stadt in Preußen. Als die Demokratie 1933 scheiterte, mündete sie in eine Diktatur, die beispiellose Verbrechen zu verantworten hat, und in den Zweiten Weltkrieg.
Seit der Gründung des Landes Hessen in seiner heutigen Gestalt 1945/46 und der Bundesrepublik Deutschland 1949 konnte die Fuldaer Zeitung eine außerordentliche politische, wirtschaftliche und soziale Entwicklung beschreiben. Sie ist eine Chronistin dieser großen historischen Linien. Gleichzeitig ist sie die Berichterstatterin der lokalen und regionalen Ereignisse.
Im Laufe ihrer Geschichte sah die Fuldaer Zeitung wie alle gedruckten Publikationen die Entwicklung neuer Medien. Zuerst kam das Radio auf, dann das Fernsehen. Zuletzt entstand das Internet als neues Medium. Unabhängig vom Medium - Zeitung, Radio, Fernsehen oder Internet - bleibt die journalistische Aufgabe. Die Menschen brauchen wahrheitsgetreue Nachrichten, zuverlässige Berichte und fachkundige Kommentare, um sich ein Urteil bilden und sich orientieren zu können. Die Menschen brauchen die Leistungen, die die Journalistinnen und Journalisten erbringen, denn Informationen sind ein Lebenselixier unserer demokratischen Gesellschaft. In einer Zeit, in der Umfang und Fülle der Informationen mehr und mehr zunehmen, sind diese Leistungen notwendiger denn je.
Die Fuldaer Zeitung stellt sich dieser Herausforderung seit 150 Jahren. Mein herzlicher Dank gilt allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Zeitung, meine herzlichen Grüße allen Leserinnen und Lesern.