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SONDERTHEMEN

Vogelstimmenwanderung in Kalbach mit der NABU-Gruppe: Zwitschern, trällern, tirilieren

Mit den Daten, die Thorsten Hornung am Sonntag eingab, wurde das Projekt „Adebar 2“ gefüttert - ein in diesem Jahr begonnenes Projekt zur Kartierung deutscher Brutvogelarten

Erstellt: Montag, 22.04.2024
Vogelstimmenwanderung in Kalbach mit der NABU-Gruppe: Zwitschern, trällern, tirilieren

Für das frühe Aufstehen wurden die Teilnehmer der Vogelstimmenwanderung in Oberkalbach durch den Frühlings-Gesang der Brutvögel reichlich entschädigt. Foto: Mirko Luis

„Unsere kleine Reise nach Oberkalbach hat sich heute gelohnt“, war sich das junge Ehepaar Christian und Mareike Praẞ einig. Die aus Mannheim nach Gläserzell gezogenen Softwareentwickler und Naturfans gehörten am Sonntag zu den rund 20 Teilnehmern der ersten Vogelstimmenwanderung des Jahres der NABU-Gruppe Kalbach.

Bei frühlingshaften Temperaturen um die 20 Grad Celsius und strahlend blauem Himmel ging es nach der Begrüßung durch Werner Stey (1. Vorsitzender) vom Friedhofsparkplatz zunächst Richtung „Fichtenküppel“ und dann später weiter entlang der beiden Naturschutzgebiete „Struthwiesen“ und „Seifferts bei Oberkalbach. Der frühere Ortsvorsteher von Mittelkalbach und Bundespolizist kündigte anlässlich des 40-jährigen Bestehens der NABU-Ortsgruppe Kalbach an, dass es ein sehr ereignisreiches Jahr mit vielen Aktivitäten werde, mit denen man möglicherweise neue Mitglieder für die Arbeit im Naturschutz motivieren könne. Aktuell gehören der Gruppe 79 Mitstreiter an.

Stey stellte den erfahrenen Hobby-Ornithologen Thorsten Hornung vor, der die Wanderung die ganze Zeit über fachkundig führte, bemoderierte und gleitete, kommentierte. Den Teilnehmern gelang es, mit dem Fernglas vereinzelt Vogelarten wie den „jüpp-jüpp-jüpp grüüü“ trällernden Grünfink, den bereits vor Sonnenaufgang aktivem Hausrotschwanz mit seinem knirschenden, krächzenden Gesang oder den sich mit einem Trommelwirbel meldenden Specht zu entdecken.

Schwieriger war das schon bei dem stimmgewaltigen Zaunkönig, zehn Zentimeter klein und lediglich zehn Gramm schwer. Die Sing-drossel, kleiner als eine Amsel, habe unterdessen nicht nur ein großes Stimmrepertoire, sondern auch den notorischen Drang, alles drei- oder sogar vierfach zu wiederholen.

Als sehr anpassungsfähig“ beschrieb Hornung indes die Mönchsgrasmücke, die früher in Spanien überwinterte, teilweise sogar nach Afrika flog, inzwischen aber rausbekommen hat, dass sie in Großbritannien auch ganz gut durch den Winter kommt, weil dort das Klima etwas milder ist. „Manche Arten können sich an die klimatischen Veränderungen sehr schnell anpassen“, sagt Hornung.

„Das Bestimmen der Vogelart anhand der Stimmen ist immer noch die Königsdisziplin insbesondere, weil es an einem Frühlingsmorgen wie heute sehr viele sind“, sagte Hornung beim Spaziergang Feld, Wald und Flur. Von den 60 bis 70 vorhandenen Vogelarten im Ortsgebiet, in der Flur sowie dem angrenzenden Waldgebiet könnten bei Vogelstimmenwanderungen in der Regel zwischen 30 und 50 identifiziert werden, so der Experte.

Wobei heutzutage niemand mehr dicke Bücher herumschleppen müsse. Hornung zufolge machen mittlerweile Kl-gestützte Hobby-Vogelstimmen-Apps das Leben der Ornithologen leichter. Die von ihm empfohlene App namens Bird-NET erkennt mehr als 3.000 Vogelstimmen.

Mit den Daten, die Thorsten Hornung am Sonntag eingab, wurde das Projekt „Adebar 2“ gefüttert - ein in diesem Jahr begonnenes Projekt zur Kartierung deutscher Brutvogelarten. „Ziel ist es, eine flächendeckende Übersicht über den Bestand zu bekommen, insbesondere um mittelhäufige oder seltenere Arten zu erfassen“, erläuterte Hornung, der am Sonntag 25 Vogelarten identifizierte.

Hornung und Stey bedauern, dass die Bestand der Feldlerche genauso abgenommen hat wie der des Kiebitz, der Bekassine oder des Rebhuhns.

Von Mirko Luis
mirko.luis@marktkorb.de

NÄCHSTER TERMIN

8. Mai 2024: Zweite Vogelstimmenwanderung der NABU-Gruppe Kalbach (18.30 Uhr-20 Uhr). Vogelstimmen-Experte Thorsten Hornung führt vom„Landhotel Grashof“ in Mittelkalbach aus durch die umliegende Natur und gibt anhand der unterschiedlichen Gesänge Hinweise auf die verschiedenen Vogelarten. Diese Abendwanderung ist besonders für Familien geeignet.

Kontaktdaten:
NABU Kalbach, Werner Stey, Blankenbachring 4, 36148 Kalbach, info@nabu-kalbach.de

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