Ein Stück weit hat die dynamische Entwicklung und das Wachstum seiner Gemeinde mit dem Prinzip der „selbsterfüllenden Prophezeiung" - sprich einer Sache, die eintritt, weil man überzeugt davon ist, dass sie passieren wird - zu tun. Als der ehemalige Banker am 1. November 2012 zum ersten Mal durch die Rathaustür getreten war, lag die Internet-Übertragungsrate bei ihm Zuhause bei gerade einmal 348 Kilobyte - und schnelles Internet via Glasfaser im Gigabyte-Bereich war nicht mehr als ein frommer Wunsch.
„Mit mir können Sie rechnen", lautete seinerzeit das Wahlversprechen von Röder, der lange Zeit mit dem ICE zwischen seiner Heimat und dem Ballungszentrum Frankfurt pendelte. Gerne hätte er schon damals mehr Zeit mit der Familie verbracht und im Homeoffice gearbeitet - doch seine Vorgesetzten kannten ja die niedrigen Bandbreiten ... Inzwischen sind ländliche Regionen wie Hofbieber in puncto Internet-Anbindung zum Musterschüler geworden. Die wirtschaftlich erstarkte Rhön-Gemeinde steht Metropolen, die ein virtuelles Abbild ihrer Stadt in Form eines "Digitalen Zwillings" darstellen möchten, in nichts nach. ,,Daten sind das neue Gold", sagt Röder, der sich schon in seinem BWL-Studium brennend für IT-Themen interessierte.
Anhand des digitalen Abbildes der Gemeinde könne man beispielsweise herleiten, wie viel CO₂ ein Baum, der heute zehn Jahre alt sei, absorbiere, wenn er gewachsen ist. Röder zufolge wird die Veranschaulichung von Geodaten in Echtzeit auch für die Digitalisierung des Feuerwehrwesens immer wichtiger, um bei Einsätzen faktenbasierte Entscheidungen noch besser zu treffen. Für jeden Grundstückseigentümer, der sein Hab und Gut vor Hochwasser schützen will, sei zudem die Starkregensimulation von Interesse.
Mit Blick auf die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG) sieht der Kommunalpolitiker gezielte Schutzmaßnahmen gegen Cyberkriminalität als eines der Top-Themen an. „Der Digitalisierungsprozess ist omnipräsent", sagt Röder, der als Vizepräsident des Hessischen Städte- und Gemeindebundes (HSGB) weit über den Tellerrand seiner Gemeinde hinausblickt. Hofbieber gehört zu den vom Land Hessen geförderten OZG-Modellkommunen - und arbeitet mit Hochdruck daran, dass die Bürgerschaft künftig Behördengänge auch ganz bequem und komfortabel von zu Hause aus erledigen kann.
Neben der Vorreiterrolle bei neuen Technologien sieht Röder die Stärkung des Gemeinschaftsgefühls in allen Ortsteilen als wichtige Aufgaben an. Wobei man nach der Corona-bedingten langen Durststrecke den Hunger und Durst nach Gemeinschaftserlebnissen schon beim Centmarkt im Mai gespürt habe. Zum Glück habe der warme Sommer Bürgern und Vereinen ermöglicht, Feste nachzuholen. Gleichwohl sei die Mitgliederstärke einiger Vereine nicht mehr mit der vor der Pandemie zu vergleichen.
Lichtblick und eine Herzensangelegenheit für alle Badegäste sei die Wiedereröffnung des Freibades Bieberstein nach gut zweijähriger Sanierung gewesen. Angesichts von 30.000 Besuchern spricht Röder von einer „gewaltigen Saison", die es in diesem Besucherumfang noch nicht gegeben habe. Wobei Feuerwehrkameradinnen und -kameraden mit einer Familienkarte ausgestattet wurden, um damit das Bad gratis nutzen zu dürfen. „Das ist eine wichtige Wertschätzung für all diejenigen, die im Ehrenamt ihren Dienst am Nächsten tun", so der Bürgermeister.
Der Run auf die Bauplätze in Hofbieber - auf einen Bauplatz seien in der Vergangenheit 10 bis 12 Bewerber gekommen - hat aus Röders Sicht mit der zunehmenden Attraktivität der Gemeinde zu tun. Neben der Nähe zur Natur und Entschleunigungsmöglichkeiten punkte Hofbieber mit vielen Dingen, die in einer Stadt auch zu finden wären - vom Arzt über den Bäcker bis hin zum Vollsortimenter. Zuletzt konnte in Langenbieber eine neue Kinderkrippe eingeweiht werden. Der Gemeinde sei es zudem nicht nur gelungen, den Bau von neuen Radwegen anzustoßen, die sich gerade in der Umsetzung befänden oder mit deren Bau 2023 begonnen würde, sondern damit auch infrastrukturelle Lücken im Radwegenetz zwischen Rhön und Fulda zu schließen. Erfreulicherweise sei die Einwohnerzahl gestiegen, sie lag zuletzt bei rund 6100 Einwohnern.
HERBSTZEIT - KIRMES-ZEIT
Gelungen ist laut Markus Röder der Start in den Herbst. Bereits fünfmal wurde Kirmes gefeiert - in Wiesen, Niederbieber, Kleinsassen, Hofbieber und Elters.,,Nicht mit angezogener Handbremse, sondern so wie man die Kirmes kennt - meist im großen Zelt." Nunmehr sei er gespannt und freut sich darauf, wie der Auftakt der HO-BI-FA Karnevalsveranstaltung mit der Prinzen-Inthronisierung verlaufe.
BLICK IN DIE ZUKUNFT: AMPEL FÜR WACHSTUM AUF GRÜN
„Wir wollen und werden weiter moderat wachsen", blickt Röder zuversichtlich nach vorne. Wobei auch die Ansiedlung von weiterem Gewerbe auf der Agenda stünde, um die Steuerkraft der Gemeinde zu stärken. „In der jüngeren Vergangenheit gab es viele Puzzlesteine, die zusammengepasst haben - und wir haben sie nutzen können", beschreibt Röder die Gründe für den wirtschaftlichen Aufwärtstrend trotz der Pandemie. Bei wichtigen Investitions-Entscheidungen zögen alle politischen Verantwortlichen und diejenigen, die wie er Führungsverantwortung trügen, an einem Strang. Dennoch müsse man zur richtigen Zeit mit den richtigen Ideen am Markt sei. So sei das Gros der neuen Baugebiete in der Niedrig-Zinsphase und zu einem Zeitpunkt begonnen worden, als die Handwerksfirmen kontinuierlich bereit standen und die Lieferketten gut funktioniert hätten.
Mit Blick auf die Folgen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine, den "Zeitenwenden"-Begriff von Kanzler Olaf Scholz (SPD) und die Worte des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier (SPD), Deutschland stünden ,,raue Jahre" bevor, beugt Röder zu hohen Erwartungen vor. „Mit dem, Höher, Schneller, Weiter' ist es erst mal vorbei. Wir werden jetzt in eine Phase hineinkommen, in der wir auch in der Kommunalpolitik sehr genau überlegen müssen, auf welchen Sektoren wir noch einen Schritt nach vorne unternehmen wollen oder wo es schon gut wäre, den ,Status quo' zu bewahren."