Seit 1987 sind die Hünfelder Krippenfreunde aktiv, organisieren Krippenausstellungen oder auch Krippenbaukurse. Dabei hat die Leidenschaft für die Krippchen nicht unbedingt etwas damit zu tun, dass die Mitglieder wahnsinnig bastelfreudig wären. „Sicher ist es von Vorteil, wenn man handwerklich ein bisschen versiert ist. Aber das ist kein Muss. Vielmehr ist es uns wichtig, dass wir die christliche Botschaft der Freude, der Hoffnung und des Friedens, die uns mit der Geburt Jesu zuteil wird, zum Ausdruck bringen“, erklärt Berthold Quell vom Vorstandsteam. Er selbst hat zu Hause eine mexikanische Krippe aus farbig bemaltem Ton stehen, Vorstandskollege Wolf-Dieter Preuß hat eine orientalische Krippe mit einem Königszug aus Elefanten und ganz vielen Tieren, die sogar das ganze Jahr über in seiner Wohnung steht.
„Es ist gerade die Vielfalt an Krippen, die uns interessiert und uns Freude macht. Es ist doch langweilig, wenn man nur alpenländische Krippen kennt. Denn es gibt so viele Stilformen, die vor allem die jeweilige Region oder das Land, aus der die Krippe stammt widerspiegeln“, schwärmt Preuß, der seit 40 Jahren Krippen sammelt. Darunter sind Exemplare aus Metall, aus Papier oder auch Miniaturkrippchen mit Nuss- oder Eierschalen. Seine erste Krippe habe er als 14-Jähriger als Dankeschön von einer Krippen-Sammlerin geschenkt bekommen, bei der er als Zusteller die Wochenzeitung vorbeibrachte. Diese Krippe habe er heute noch, verrät er. Über Jahre hat sich der heute 66-Jährige eine Sammlung von 160 Krippen aufgebaut. „Ich war viel auf Reisen und habe mir so aus der ganzen Welt Krippen mitgebracht“, berichtet der Künzeller.
Krippen sind für Quell und Preuß ein direkter Blick in die Zeitgeschichte und zeigen die Unterschiede und die Lebensweise der jeweiligen Region in den Figuren, der Kleidung oder im Material. „Weil die Menschen früher in der Rhön arm waren, gab es in den Krippendarstellungen keine Könige. Und die Figuren hatten Holzpantoffeln an“, erzählt Quell. Die Idee zu einer der ersten Weihnachtskrippen hatte übrigens der Heilige Franz von Assisi vor rund 800 Jahren, weiß der Hünfelder.
Rund 30 Krippchen befinden sich im Fundus des Vereins, teilweise stammen die Exemplare aus Nachlässen oder von Menschen, die ihre Krippen wegen des Umzugs ins Seniorenheim gespendet haben. Die erste Stadtkrippe wurde im Jahr 1987 in der Rathausgasse aufgebaut. Damals liehen sich die Mitglieder noch Schaufensterpuppen einem Hünfelder Modegeschäft. Die heutige Stadtkrippe ist jedoch das Nachfolgemodell der ersten, denn diese brannte kurz nach Weihnachten 1987 fast vollständig ab. „Seitdem ist unsere Stadtkrippe versichert“, betont Quell. Außerdem hat sie im vergangenen Jahr ein neues Pultdach bekommen, weil das alte Dach aus Naturschindeln brüchig geworden war.
Die Figurengruppe stammt von Holzschnitzer Aloys Klüber. Wobei nur die Köpfe, Hände und Holz aus Holz sind, der Korpus besteht aus Drahtgeflecht und ist mit Watte und Stroh aufgefüttert. Es gibt drei Krippenszenen, die von den Mitgliedern der Krippenfreunde entsprechend gestaltet werden: Die erste ist die Verkündigung mit dem Engel und Maria. Danach kommt der Engel wieder zurück ins Krippendepot und Maria wird ein Vorbindebauch angelegt, denn am dritten Advent wird die Herbergssuche gezeigt. Kurz vor Heiligabend wird schließlich die Geburt Christi im Stall dargestellt. Dabei ist auch ein Mädchen zu sehen, dass als Geschenk für das Jesuskind einen Korb in der Hand hält. Früher waren darin Äpfel. „Vor ein paar Jahren wurde beobachtete, wie jemand die Äpfel aus dem Korb klaute. Seitdem bleibt er leer“, erinnert sich Berthold Quell schmunzelnd.
Wenn nicht gerade Krippen auf- und abgebaut werden, sind die Hünfelder Krippenfreunde mit der Organisation von Krippenbaukursen im Herbst oder mit der Pflege der Vereinskrippen beschäftigt.
Einen Wunsch, neben dem das viele neue Mitglieder zum Verein finden, muss Quell unbedingt noch loswerden: „Ich hätte gerne eine Vitrine mit einer Krippe im Eingangsbereich des Rathauses. Vielleicht klappt das ja irgendwann“, hofft der Hünfelder.
Am Freitag, 29. November, findet das Ansingen des Advents um 17 Uhr an der Stadtkrippe am Angerstatt. Der Chor VoCapella aus Nüst umrahmt musikalisch. Die Ansprache hält Ayleen Nüchter, Gemeindereferentin in der Pfarrei Hl. Maria Magdalena Hünfelder Land.
Von Sabine Burkardt
sabine.burkardt@mguv.de