Beim millionenschweren Bau ist die Handschrift des international erfolgreichen Architekten Franz-Karl (Charly) Möller erkennbar, der bereits vorliegende Pläne eines anderen Architekten vervollkommnete und sich dabei richtig reinkniete, wie es der Bauherr formuliert.
"Die ursprüngliche Idee des Grundstückkaufs war es, Firmenzentrale und Lager zusammenzulegen und zu vergrößern", erklärt Martin Schrimpf in einem Beitrag für das Magazin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Fulda. Architekt Möller, den er über die Harley Davidson Community kennenlernte, habe dann die Idee mit dem Hotel gehabt - alsbald sei "think big" (groß denken) zum Leitspruch geworden. Weil am vorherigen Firmensitz in der Agnes-Huenninger-Straße die Räumlichkeiten aus allen Nähten zu platzen drohte, hatte die Schrimpf Group händeringend nach einem geeigneten Grundstück gesucht. Der Bauherr lobt in diesem Zusammenhang die tatkräftige Unterstützung durch Peter Hügel, Amtsleiter für Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung der Stadt Fulda. Beim Bau selbst hätten sämtliche Firmen aus der Region eindrucksvoll ihr handwerkliches Können bewiesen, bedankt sich Martin Schrimpf bei allen am Bau Beteiligten. Er selbst habe den Innenausbau geleitet und sei jeden Tag auf der Baustelle gewesen, um einzelne Fachgewerke zu koordinieren. Diese und die Eigenleistungen durch sein eigenes Familienunternehmen habe viel Geld und Zeit gespart, so Schrimpf, der ein handwerkliches Multitalent ist, wie mehrere Meistertitel (Elektro, Heizung, Sanitär, Gas/Wasser) zeigen.
Auf einer Fläche von 4000 Quadratmetern errichtete der Spezialist für Bauelemente innerhalb einer Bauzeit von zwei Jahren im Industriegebiet Lehnerz nicht nur Geschäftsstelle und Zentrallager, sondern mit "Point 7" ein multifunktionales Hotel mit 28 modernen Zimmern, das zugleich Akademie, Tagungsort und Eventzone für Geburtstage, Hochzeiten und andere Partys ist und von Schrimpfs Tochter Jennifer (33) geleitet wird. Die gelernte Floristin, die nach ihrem Einstieg ins Familienunternehmen zur Vollblutunternehmerin gereift ist, lebte beim Innenausbau des Hotels ihr Faible für kreative Gestaltung aus, traf die Farbauswahl, wählte Böden, Möbel und Materialien aus und schaffte in Zeiten des Fachkräftemangels das Kunststück, innerhalb von sechs Wochen das komplette Hotelpersonal auf die Beine zu stellen - vom Eventmanager bis zur Rezeptionistin.
"Jeder Gast, der reinkommt, fragt mich, was ich da für einen großartigen Innenarchitekt gehabt habe", berichtet der Vater der frischgebackenen Hotelchefin voller Stolz. Inklusive des Hotels beschäftigt die Schrimpf Group in Lehnerz 35 Mitarbeiter, wobei das Verhältnis untereinander sehr herzlich ist, man sich auch mal in den Arm nimmt und sämtliche Dinge auf kurzem Dienstweg geklärt werden. Das umweltfreundliche und nahezu energieautarke Business-Hotel steckt voller Hightech, was schon beim Einchecken anfängt.
Das ist an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr kontaktlos möglich - Gäste können mit einem "digitalen Schlüssel" auf ihrem Handy die Eingangs- und Zimmertür öffnen. Highlight ist eine 600 Quadratmeter große, top-ausgestattete Dachterrasse, die eine imposante Aussicht auf die pulsierende Barockstadt und boomende Sehnsuchtsorte für Großstädter, die Rhön und den schönen Vogelsberg, bietet. Hier wurde Platz für After-Work-Partys und zum Chillen mit Sonnenliegen geschaffen - in der stilvoll eingerichteten Bar können Hotel- und Tagungsgäste beim Netzwerken noch gemeinsam ein Bier zischen oder sich mit internationalen Cocktails verwöhnen lassen.
Zur RETTmobil (10. bis 12. Mai) ist "Point 7" ausgebucht, die in Autobahnnähe befindliche Location wird fleißig für Konferenzen gebucht und internationales Publikum auf der Durchreise - sei es der Däne, Schwede oder Norweger - fühlt sich hier wohl und gut bedient. Zum Frühstück gibt es regionale Produkte und selbstgemachte Marmeladen. "So etwas kann nur ein kleines, familiengeführtes Unternehmen", sagt Martin Schrimpf, dessen Familie bereits ein Boardinghouse in Hosenfeld unter Leitung seiner Frau Elvira betreibt.
Der Neubau in der Marie-Curie-Straße umfasst nun auch eine größere Ausstellung, die auf rund 700 Quadratmetern vielseitige Einblicke in Produkte und Bauelemente namhafter Hersteller und Marken bietet. "Der Ausstellung ist unsere Akademie angeschlossen, in der Bauelemente wie Markisen, Rollläden, Garagentore, Sichtschutzsysteme und Zäune in voller Funktion zur Verfügung stehen“, freut sich Schrimpf, der den Innenausbau des Großprojektes selbst leitete. „Hier kann beispielsweise der Einbau von Fenstern geübt werden. Auch Berufsschulklassen haben die Möglichkeit, ihre Schüler bei uns zu unterrichten."
Bei der Aluzaun-Ausstellung handele es sich sogar um die größte ihrer Art in Mitteldeutschland. In den Neubau zog außerdem die Deutschland-Niederlassung der Firma Krispol, einer der größten Bauelemente-Hersteller Europas, ein. Herzblut-Unternehmer Schrimpf sieht den Standort als eine Art Netzwerk-Knotenpunkt, an dem sich Kunden, Händler, Handwerker und Innungen treffen können. Aber auch für Bauhöfe von Kommunen ist das Portfolio interessant, denn wo kann man schon versenkbarer Poller oder vandalismusgeschützte Sicherheitstechnik aus nächster Nähe bestaunen. Die Auftragsbücher sind schon heute proppevoll bis zum Jahresende gefüllt - Schrimpf gilt heute schon als Geheimtipp bei gut betuchten Kunden im Taunus, hat einen wachsenden Kundenstamm in Südtirol und registriert auch zunehmendes Interesse in der Schweiz. Das Unternehmen will zudem dem Onlinehandel in Zukunft noch größere Aufmerksamkeit schenken.
Von Mirko Luis