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Ein neues Kapitel startet

Belastung für gemeinsam gealterte Paare: Nur eine Person pflegebedürftig

Erstellt: Samstag, 27.05.2023
Ein neues Kapitel startet

Wenn Wanderungen keine Option mehr sind, können gemeinsame Spaziergänge ein guter Kompromiss sein. Foto: Adobe Stock/Andrey Bandurenko

Ein Paar ist gemeinsam alt geworden, aber in unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Die eine ist fit und kann noch einiges unternehmen. Der andere ist so pflegebedürftig, dass die Entscheidung - mit schwerem Herzen - auf einen Umzug ins Pflegeheim gefallen ist.

Für die Beziehung ist das alles andere als einfach. ,,Das kann für beide Partner sogar sehr belastend sein", sagt Simon Eggert vom Zentrum für Qualität in der Pflege mit Sitz in Berlin. Aber die Liebe muss nicht unbedingt auf der Strecke bleiben.

Natürlich ist die neue Situation - einer daheim, einer im Pflegeheim - eine gewaltige Herausforderung. „Mitunter ändert sich auch etwas auf Hierarchieebene Partnerinnerhalb der schaft", sagt Marlene Ziegler-Stein von der Psychologischen Online-Beratung pflegen-und-leben.de . Zum Beispiel wenn sich ein Partner innerhalb der Partnerschaft immer als ,,der Starke, der alles im Griff hat" gesehen hat und diese Rolle nun gesundheitsbedingt nicht mehr ausfüllen kann. So eine Veränderung kann beiden zusetzen.

Denn: ,,Eine Pflegesituation hat immer auch eine psychische Komponente", sagt Diplom-Psychologin Ziegler-Stein. Betroffene Paare sollten daher nicht scheuen, sich Anstöße von außen zu holen. Um an kompetente Beraterinnen und Berater zu kommen, können sie sich zum Beispiel an die Familien- und Lebensberatung von Wohlfahrtsverbänden oder auch Pflegestützpunkte wenden.

So sieht es auch Psychologin Ziegler-Stein. Sie rät Paaren, im Gespräch miteinander auszuloten, was ihnen in der Beziehung wichtig war und was sie erhalten möchten. Hobbys wie Gesellschaftsspiele lassen sich oft weiterhin pflegen, pflegen, auch wenn einer von beiden im Heim wohnt.

Aber oft gibt es auch gemeinsame Hobbys, die jetzt nicht mehr machbar sind. „Hier können nun beide überlegen, wie sie in der neuen Lebenssituation ihre alten Gewohnheiten gemeinsam weiterführen", sagt Ziegler-Stein. Ein Beispiel: Ein Paar ist in früheren Zeiten regelmäßig gemeinsam wandern gegangen. Wandertouren sind nun zu beschwerlich für den oder die Pflegebedürftige. Aber vielleicht kann das Paar zumindest kleinere Spaziergänge unternehmen.

Auf der Suche nach Kompromissen

Oder: Ein Paar hat bislang regelmäßig Konzerte besucht. Ein Kompromiss: Wer nicht im Heim lebt, bringt zum Besuch CDs mit, so dass beide gemeinsam Musik hören und in Erinnerung schwelgen können.

Bei dieser Suche nach Kompromissen kann sich auch eine Niedergeschlagenheit einstellen. ,,Dann kann es helfen und entlastend sein, wenn beide gemeinsam Dinge betrauern, die sie nicht mehr zusammen machen können“, so Ziegler-Stein.

Anschließend ist es wichtig, sich klarzumachen, was beiden guttut, wenn sie so traurig sind. Eine mögliche Lösung kann sein, Fotos von früher anzuschauen und sich bewusst zu machen: Wir hatten einst superschöne Erlebnisse miteinander - heute geht vieles nicht mehr, aber wir versuchen, das Beste daraus zu machen.

Eine wichtige Voraussetzung, um die Beziehung unter den veränderten Rahmenbedingungen gut zu pflegen: „Der nicht-pflegebedürftige Partner sollte möglichst in der Nähe des Heims wohnen", sagt Simon Eggert. Hat er oder sie es für Besuche weit, könnte sich das im Alltag als ein Hemmnis herausstellen.

Ebenfalls unabdingbar: „Gerade der nicht im Heim lebende Partner sollte bereit sein, die Realität und die gesundheitliche Situation des anderen anzuerkennen", sagt Pflegeexperte Eggert.

Keinesfalls darf er oder sie krankheitsbedingte Veränderungen des Partners persönlich nehmen. Besser ist es, sich bewusst zu machen: Der oder die Liebste kann nicht anders, mit mir hat das nichts zu tun. Womöglich kann es der nicht-pflegebedürftigen Person guttun, sich mit Menschen in einer ähnlichen Lebenssituation auszutauschen - zum Beispiel in einer Selbsthilfegruppe.

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