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SONDERTHEMEN

Umweltschonender Hausbau: Hanf, Flachs und Popcorngranulat aus Baumaterial

Paneele und Wände aus Popcorn / Innovation von Forschern der Uni Göttingen

Erstellt: Freitag, 25.11.2022

Bezahlbarer Wohnraum aus umweltschonendem und CO₂-neutralem Baumaterial: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Göttingen haben ein Verfahren entwickelt, mit dem sich Paneele aus Hanf, Flachs und Popcorngranulat herstellen lassen.

Forscher der Universität Göttingen haben ein Verfahren entwickelt, mit dem sich Paneele aus Hanf, Flachs und Popcorngranulat herstellen lassen. Foto: Udo Schmidt/Smarter Habitat
Forscher der Universität Göttingen haben ein Verfahren entwickelt, mit dem sich Paneele aus Hanf, Flachs und Popcorngranulat herstellen lassen. Foto: Udo Schmidt/Smarter Habitat

Großer Vorteil dieses Granulats nach Angaben der Uni Göttingen: Es ist eine biobasierte, umweltschonende und nachhaltige Alternative zu den bisher in der Industrie verwendeten Produkten auf Erdölbasis oder Gips. Das Material besitze hervorragende Dämmeigenschaften und biete darüber hinaus guten Brandschutz, teilte die Uni Göttingen auf dem Portal ,,Informationsdienst Wissenschaft" mit. Über die kommerzielle Nutzung hat die Universität Göttingen demnach einen weltweiten exklusiven Lizenzvertrag mit der Firma „Smarter Habitat" abgeschlossen.

Nachhaltiges Bauen ist in Anbetracht von Wohnraummangel, steigenden Baupreisen und der hohen Luftverschmutzung durch Zementherstellung und Bauwirtschaft ein zentrales internationales Thema. Speziell im Trockenbau dominiert die Anwendung von Gipskartonplatten mit all ihren Nachteilen: Schmutz beim Einbau, Probleme mit Feuchtigkeit, keine Möglichkeit der Wiederverwertung und aufwendige Entsorgung als Bauschutt.

Die Arbeitsgruppe ,,Chemie und Verfahrenstechnik von Verbundwerkstoffen" an der Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie der Universität Göttingen forscht nach eigenen Angaben schon seit Jahren im Bereich nachwachsender Rohstoffe. Als Verbundwerkstoff mit Laminaten aus Hanf und Flachs soll der bisher für Paneele benutzte PU-Schaum künftig durch das nachhaltige und leistungsfähige Produkt aus Popcorn ersetzt werden. ,,Smarter Habitat" möchte damit Paneele für den Trockenbau und weitere Anwendungen bis hin zu tragenden Außenwänden herstellen und unter dem Namen „Ecohab" vertreiben. Neben den „hervorragenden physikalischen Eigenschaften" sei das Material wiederverwendbar, recyclebar und kompostierbar, so das Unternehmen. Mit diesem neuen an die Kunststoffindustrie angelehnten Verfahren lassen sich nunmehr mit reinen Naturprodukten kosteneffizient Paneele für viele Bereich des Bauens im Industriemaßstab herstellen", erklärt der Leiter der Forschungsgruppe, Prof. Dr. Alireza Kharazipour. Datty Ruth, Gründer und CEO der ,,Smarter Habitat" ergänzt: „Wir werden unsere gesamte Kreativität einsetzen, um mit diesem zirkulären Material einen dringend benötigten Paradigmenwechsel in der Bauindustrie anzustoßen. Dieses Baumaterial ist ein Meilenstein für die Bauindustrie und verkörpert den Zeitgeist in Bezug auf Ûmweltziele wie kein anderes neues Produkt."

Den Lizenzvertrag zwischen Universität und ,,Smarter Habitat" hat die MBM ScienceBridge GmbH vermittelt, eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Georg-August-Universität Göttingen Stiftung Öffentlichen Rechts. Die Patentverwertungsagentur agiert für neun niedersächsische Hochschulen und wissenschaftliche Einrichtungen: Sie prüft Erfindungen auf die Möglichkeit einer Patentanmeldung und auf wirtschaftliches Potenzial. Anschließend kümmert sie sich um die weltweite Vermarktung sowie die Verhandlung, Betreuung und Überwachung von Lizenzverträgen. Das aktuelle Portfolio enthält Projekte aus der Biomedizin, Medizintechnik, Messtechnik, Chemie, Physik und den Forst- sowie Agrarwissenschaften. idw

SCHON GEWUSST?

Laut KfW-Energiewendebarometer 2021 nutzten 41 Prozent der Eigentümer in Deutschland mindestens eine nachhaltige Technologie wie Solarthermie, Photovoltaik oder Wärmepumpen zur Energiegewinnung.

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