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Dauerkrise verändert Arbeitswelt

Welche Soft Skills jetzt gefragt sind / Analyse von 48 Millionen Stellenanzeigen

Erstellt: Montag, 07.11.2022
Dauerkrise verändert Arbeitswelt

In knapp einem Drittel der Job-Angebote ist,,Teamfähigkeit" gefragt. Symbolfoto: Adobe Stock/Natee Meepian

Seit Jahren schon ist die Welt im Dauerkrisen-Modus. Das verändert auch die Anforderungen am Arbeitsmarkt. Deutlich häufiger als vor der Krise verlangen Arbeitgeber in Stellenanzeigen Besonnenheit, Einfühlungsvermögen und eine positive Grundeinstellung von zukünftigen Mitarbeiter. Der neue Jobmonitor der Bertelsmann Stiftung macht diese Veränderungen am Arbeitsmarkt kurzfristig und sogar regional sichtbar.

Eine erste Analyse von mehr als 48 Millionen Stellenanzeigen zeigt, wie viel sich bei den Anforderungsprofilen nach „Soft Skills“ und anderen berufsübergreifenden Kompetenzen in den vergangenen vier Jahren verändert hat. In Zeiten der Dauerkrise steigt bei den Arbeitgeber die Nachfrage nach Besonnenheit (+73 Prozent), Einfühlungsvermögen (+39 Prozent) und einer positiven Grundeinstellung (+26 Prozent) besonders deutlich an.

Auch ein sicherer Umgang mit Daten (+62 Prozent) und digitaler Identität (+34 Prozent) wird stärker gefordert. Das könnte eine Folge der Coronakrise mit mehr Homeoffice und Online-Kommunikation sein. Denn auch die Fähigkeit, andere zu motivieren, gewinnt in Zeiten zunehmend virtueller Teams an Bedeutung (+37 Prozent). „Mit diesen wichtigen Daten eröffnet der Jobmonitor der Bertelsmann Stiftung neue Chancen für mehr Transparenz am Arbeitsmarkt. Gerade von der hohen regionalen und zeitlichen Differenzierung profitieren Arbeitssuchende, Arbeitsvermittlungen, regionale Fachkräfteinitiativen und Weiterbildungsplanende“, sagt Matthias Ziegler, Professor an der Humboldt Universität zu Berlin, einer der Autoren der Studie.

Anforderungen der Arbeitgeber

Dennoch hat selbst die Dauerkrise die Klassiker unter den Soft Skills nicht von ihren Spitzenplätzen verdrängen können. Die Arbeitgeber forderten im August 2022 in knapp der Hälfte der untersuchten Online-Stellenanzeigen „Einsatzbereitschaft“. In knapp einem Drittel der Job-Angebote ist „Teamfähigkeit“ gefragt. In einem Viertel der Anzeigen fordern sie unterdessen „Selbstständigkeit“.

Eine vermeintliche Selbstverständlichkeit der Jobmonitor: Digitalisierung widerlegt Das Thema ist keineswegs auf breiter Front in der Arbeitswelt angekommen. Digitale Grundkompetenzen sind zwar besonders wichtig bei Finanzen, Recht und Management, in mehr als der Hälfte aller Berufsgruppen spielt der kompetente Umgang mit klassischen Office-Programmen dagegen nicht einmal in jeder zehnten Jobanzeige eine Rolle.

Auch der Fachkräftemangel verändert die Anforderungen. Deutschkenntnisse werden mittlerweile für jede vierte Stelle explizit eingefordert. Vor vier Jahren war es nur jede Fünfte. Dies entspricht einem Anstieg von 28 Prozent. „In Zeiten des Fachkräftemangels ist das gleichzeitig eine große Chance für Zugewanderte. Besitzen sie die benötigten Fachkompetenzen und sprechen zusätzlich die deutsche Sprache, steht ihnen ein Drittel mehr Arbeitsplätze offen“, sagt Martin Noack, Bildungs- und Arbeitsmarktexperte der Bertelsmann Stiftung.

Der Jobmonitor der Bertelsmann Stiftung zeigt zugleich auch deutliche regionale Unterschiede bei der Nachfrage nach bestimmten Soft Skills auf. Das belegt der Blick auf das Thema „Verlässlichkeit“. Zum einen ist die Nachfrage in den Städten deutlich geringer als in ländlichen Regionen. Zum anderen wird diese klassische Kerntugend – sie wird in 20 Prozent aller Online-Jobanzeigen bundesweit eingefordert – in den neuen Bundesländern deutlich häufiger nachgefragt als in den alten. Dies dürfte unter anderem mit regionalen Werteunterschieden zusammenhängen, die sich auch in den Untersuchungen der Bertelsmann Stiftung zum gesellschaftlichen Zusammenhalt zeigen. idw


Was Mitarbeitende glücklich macht

Betriebsklima mit hohem Stellenwert

Ist es das Gehalt? Die Möglichkeit zum Homeoffice? Oder das Duzen des Chefs? Was Mitarbeitende wirklich glücklich macht und sie entsprechend auch an ihren Arbeitgeber bindet, hat ein Team des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften der Hochschule Niederrhein jetzt untersucht.

Ein zentrales Ergebnis: Das und die Betriebsklima Gleichbehandlung aller Mitarbeiter (keine Diskriminierung von Geschlecht, Nationalität, Religion) sind den Mitarbeitern am wichtigsten.

Die neue Studie zur Arbeitgeberqualität und Arbeitszufriedenheit zeigt auch: Arbeitnehmer schätzen die Möglichkeit zum eigenverantwortlichen Arbeiten, die Krisensicherheit des Arbeitsplatzes und die flexible Arbeitszeitgestaltung wie etwa Gleitzeit oder Vertrauensarbeitszeit. Weitere Ergebnisse der neuen Studie: Frauen sind anspruchsvoller als Männer, empfinden die Arbeitgeberqualität aber auch als niedriger. Die Generation Y (25 – 40 Jahre) hat die höchsten Erwartungen an ihre Tätigkeit und wird demzufolge am ehesten enttäuscht. Und: Die Übereinstimmung von Anspruch und Wirklichkeit ist beim Gehalt am geringsten, heißt also, die Mehrheit der Befragten fühlt sich nicht angemessen bezahlt.

Das Fazit der Wissenschaftler: Eine knappe Mehrheit der Beschäftigten ist mit ihrer Arbeit wirklich zufrieden. Ein Viertel der Mitarbeitenden redet sich seine Situation schön beziehungsweise hat seine Ansprüche drastisch reduziert. Ein gutes Zehntel ist zwar unzufrieden, möchte aber etwas ändern. Knapp zehn Prozent sind fixiert unzufrieden. idw


Warum das Jobsharing Vorteile bietet

Aus eins mach zwei: Heutzutage gibt es viele verschiedene Arbeitsmodelle. Beim sogenannten Jobsharing zum Beispiel teilen sich zwei Beschäftigte eine Stelle.

Das hat viele Vorteile, schreibt Psychologe Ronald Franke auf Xing. Bieten Unternehmen Jobsharing an, liegt ein Pluspunkt für Beschäftigte auf der Hand: Bei reduzierter Arbeitszeit lassen sich Job und Privatleben besser unter einen Hut bringen. mag

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