Der rund 5.800 Quadratmeter große Stadtplatz im Zentrum von Schlüchtern ist zu einem der größten und bedeutendsten Freiraumpotenziale des Luftkurortes geworden. Durch eine moderne und durchdachte Platzgestaltung wurde ein attraktiver Aktions- und Aufenthaltsort geschaffen, der den vielfältigen Bedürfnissen der Stadtgesellschaft gerecht wird.
Von Verkehrsfläche zum lebendigen Stadtraum
Vor dem Umbau bot der Platz nur wenige Aufenthaltsqualitäten und wurde vom motorisierten Verkehr dominiert. Die alten Baumstandorte lagen teils auf den Kanaltrassen, und die Fläche verfügte nicht über den repräsentativen Charakter, der für einen lebendigen städtischen Freiraum direkt am Rathaus wünschenswert ist.
Vielseitiges und funktionales Freiraumkonzept
Mit dem Konzept „Schlüchtern - Ein Stadtplatz, viele Möglichkeiten“ wurde der Stadtplatz umfassend neugestaltet, um den Anforderungen als Rathausvorplatz, Veranstaltungsort und Treffpunkt gerecht zu werden. Die neue barrierefreie Oberfläche aus großformatigem Betonpflaster, gegliedert durch Streifen des aufgearbeiteten Naturstein-Bestandspflasters, definiert den Raum und entschärft die Dominanz des motorisierten Individualverkehrs.
Gestalterische Highlights und Flexibilität
Der Platz bietet zwei markante Pole: Im Westen, vor dem Rathaus, zieht ein repräsentatives Wasserspiel, welches mit seinen 13 Strahlern und Düsen die 13 Stadtteile repräsentiert, die Blicke auf sich. Im Osten, vor der Brandwand, begrenzt ein Baumhain aus Felsenbirnen den Platz und schafft einen neuen Veranstaltungs- und Aufenthaltsbereich.
Hier bildet in Kürze ein Holzpodest, das auch als Bühne fungieren kann, ein fest installiertes Angebot. Eine Hälfte des Podests besteht aus flexiblen Elementen, die in unterschiedlichen Variationen als Aufenthaltsmobiliar genutzt werden können.
Ein Platz für alle Jahreszeiten und Anlässe
Die Neugestaltung des Platzes berücksichtigt auch die Belange von Fußgängern und Radfahrern. Die Wassergasse bleibt eine Einbahnstraße mit reduzierter Fahrspurbreite, um den Autoverkehr zu beruhigen. Fahrradständer wurden entlang der Baumreihe an der Wasserrinne und vor dem Rathaus platziert. Für den Lieferverkehr besteht weiterhin eine Durchfahrtmöglichkeit.
Technische Ausstattung und Veranstaltungsinfrastruktur
Der Platz wurde mit hochwertiger technischer Ausstattung versehen. Marktleute finden an ihren Ständen Stromanschlüsse, und für Gastronomen und Veranstalter großer Stadtfeste stehen leistungsfähige Unterflurverteiler und Wasserzapfstellen zur Verfügung. Für die Weihnachtszeit ist ein Tannenbaumständer mit Stromanschluss vorgesehen.
Naturnahe und nachhaltige Gestaltung
Der neue Stadtplatz integriert eine lockere Baumreihe aus Blauglockenbäumen und eine bodengleiche Wasserrinne, die den Raum optisch gliedert und gleichzeitig als Barriere für den Autoverkehr dient. In den Abendstunden sind sowohl die Rinne als auch das Wasserspiel beleuchtet, was den Platz auch bei Dunkelheit zu einem attraktiven Aufenthaltsort macht.
Eine Bühne der Möglichkeiten
Der Stadtplatz in Schlüchtern ist nicht nur ein multifunktionaler Stadtraum, sondern eine Bühne der Möglichkeiten. Mit seiner flexiblen Gestaltung und hochwertigen Ausstattung bietet er Raum für alltägliche Aktivitäten, traditionelle Höhepunkte und vielfältige Veranstaltungsformate. Hier können die Bürgerinnen und Bürger von Schlüchtern ihren neuen Stadtplatz als „Wohnzimmer der Stadt“ erleben und genießen.
Projektkosten und technische Details
Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf geschätzte 2,8 Millionen Euro brutto, wobei die Kosten für die Kanalsanierung nicht berücksichtigt sind. Das Land Hessen unterstützt das Vorhaben mit einer Förderung von einer Million Euro.
Auf einer Fläche von 5.800 Quadratmetern wurde hochwertiges Pflaster verlegt, das durch Natursteinvorsatz und Ebenflächigkeit besticht. Die Cleantop-Oberfläche sorgt zudem für eine erhöhte Verschmutzungsresistenz. In den befahrenen Bereichen wurde das Pflaster in einer Stärke von 14 Zentimetern ausgeführt, während es in anderen Bereichen 8 Zentimeter stark ist.
Die Neugestaltung des Platzes erforderte die Berücksichtigung eines Brandschutzkonzepts, da alle alten Baumquartiere innerhalb der Aufstell- und Bewegungsflächen der Feuerwehr lagen. Zudem wurden die alten Baumstandorte teilweise auf den Kanaltrassen gefunden. Die vorhandene Platzfläche war an vielen Stellen aufgerissen, da die Kanäle und Hausanschlüsse marode waren und erneuert werden mussten. Diese unebene und nicht barrierefreie Oberfläche wurde im Zuge der Maßnahmen durch eine fußgängerfreundliche Stadtmitte ersetzt.
Zwei Ladesäulen für E-Mobilität
Obwohl wir am Sandboxverfahren nicht beteiligt waren, haben wir dennoch umfangreiche Veränderungen durchgeführt: sechs Bäume wurden gerodet, drei Bäume erhalten und insgesamt acht neue Bäume sowie acht Großsträucher gepflanzt. Zusätzlich wurden 17 Stellplätze geschaffen und zwei Ladesäulen für E-Mobilität mit einer Leistung von jeweils 22 kW installiert. Für Veranstaltungen wurden ein großer Unterflurverteiler sowie fünf weitere Unterflurverteiler für Marktstände eingebaut. Zudem gibt es nun zwei Wasserzapfstellen für Gastronomie und Feste sowie eine Ladesäule für Elektrofahrräder. Diese umfassenden Maßnahmen tragen dazu bei, eine moderne, funktionale und attraktive Stadtmitte zu schaffen, die sowohl den Anforderungen der Bürger als auch denen der Stadtplanung gerecht wird. BWB
