Und auch wenn womöglich nicht alle dauerhaft auf dem Markt bleiben - es gibt etliche, die für Absolventinnen und Absolventen als Arbeitgeber in Frage kommen. Doch wie findet man eigentlich heraus, ob man für die Arbeit in einem Start-up gemacht ist?
Zunächst einmal, indem man sich selbst mehrere Fragen stellt. Eine davon lautet: Strebe ich die solide Perspektive in einem etablierten Unternehmen an oder traue ich mich etwas?“, sagt Olaf Craney vom Deutschen Verband für Bildungs- und Berufsberatung. Schließlich seien Start-ups noch nicht fest am Markt etabliert. Ganz auf Jobsicherheit ausgerichtet, sollte man für die Arbeit in einem Start-up also eher nicht sein.
Eigeninitiative ist gefragt
„Trotzdem haben Start-ups für den Arbeitsmarkt jetzt schon eine enorm bedeutende Rolle“, so Craney. Und selbst wenn es nicht langfristig klappt: Die Arbeit in einem Start-up hat laut Craney ein gutes Image. Wird vielleicht ein Arbeitgeberwechsel nötig, weil sich das Start-up nicht am Markt etablieren kann, können Absolventinnen und Absolventen dort zumindest wichtige Erfahrungen sammeln, die sie später im Lebenslauf angeben können, so Craney.
Wissen sollten Bewerberinnen und Bewerber allerdings: Bei Start-ups stehen die jeweiligen Visionen oder das Produkt oft besonders stark im Mittelpunkt. Gründer oder Geschäftsführer suchten also oft Leute, die genauso überzeugt vom Produkt sind wie sie selbst. Ein neuer Mitarbeiter sollte sich also dafür begeistern können und ein hohes Maß an Eigeninitiative zeigen, sagt Olaf Craney.
Und auch die Arbeitsstrukturen in einem Start-up können sich von denen in etablierten Unternehmen unterscheiden - und sollten zu einem passen. Laut Julia Goelles, Vice President Marketing des Software-Start-ups Parloa, kann man in Start-ups ,mehr und schneller Verantwortung als in etablierten Unternehmen übernehmen“. Zudem herrsche selten eine „So-haben-wir-das-immer-gemacht“-Mentalität.
Das erfordert nicht selten Offenheit für kreative Lösungen. Wissen sollte man zudem: „In Start-ups kann es oft stressig und hektisch sein“, sagt Goelles. Viele Aufgaben zu bewältigen und Fristen einzuhalten sei an der Tagesordnung. Aber: „Wenn die Arbeit gut ist, ist auch die Stimmung gut.“
Die Grenzen zwischen beruflichen Kontakten und privaten sind in Start-ups zudem häufig eher fließend. Dessen sollte man sich bewusst sein. „In einem erfolgreichen und gut geführten Start-up wird selbstverständlich auch viel Aufmerksamkeit auf das soziale Miteinander gelegt“, sagt Goelles. Nach der Arbeit stehe bei ihr etwa meistens noch gemeinsame Zeit mit Kollegen und Kolleginnen an. Nicht selten entstehen so am Arbeitsplatz echte Freundschaften.
Nicht umsonst gibt es das Klischee, dass im Start-up die Arbeit und die Freizeit miteinander verschmelzen. Goelles aber animiert Beschäftigte eines Start-ups dazu, ihre Arbeitszeit mehr oder weniger selbst einzuteilen. „Meine Kollegen und Kolleginnen verstehen auch, wenn ich ab 18 Uhr nicht mehr zu erreichen bin“, sagt sie.
Doch was, wenn dieses soziale Miteinander nicht funktioniert? Wenn das genaue Gegenteil eintritt und es vielleicht sogar zu Mobbing kommt? „In guten und gewissenhaft arbeitenden Start-ups“ gebe es “ein People-Team“, das bei Problemen wie Mobbing helfen könne, sagt Goelles.
Statistiken darüber, wie viele Start-ups einen Betriebsrat haben, gibt es hingegen nicht. Allerdings kommt dieser in größeren Unternehmen generell häufiger vor als in kleineren: 2021 hatten beispielsweise nur sieben Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Betrieben mit 5 bis 50 Beschäftigten einen Betriebsrat. In Betrieben mit mehr als 500 Mitarbeitern waren es 86 Prozent. Das geht aus Daten des IAB-Betriebspanels hervor, über die das Statistische Bundesamts informiert.
Ein Tipp: Craney empfiehlt, das Unternehmen vor einem festen Engagement erst einmal in einem Praktikum kennenzulernen. So kann man vorab feststellen, ob man für die Arbeit in einem Start-up gemacht ist. Wer dazu noch regelmäßig Feedback-Gespräche suche, könne herausfinden, ob sich die eigenen Einschätzungen mit denen der Vorgesetzten decken.
KARRIERE ALS "INFLUENCER" ODER "CREATOR"
„Influencer“ oder „Creator“ auf Instagram, TikTok oder Youtube? Laut einer aktuellen Umfrage der PFH Private Hochschule Göttingen können sich knapp 43 Prozent der befragten Abiturientinnen und Abiturienten vorstellen, selbst als Creator tätig zu werden. Doch die Eltern, so ein weiteres Ergebnis der Umfrage, zeigen sich zurückhaltend: 60 Prozent von ihnen haben demnach Bedenken. Experten zufolge ist das eigentlich unnötig, denn der geschätzte Umsatz der Branche beträgt weltweit rund 90 Milliarden Dollar und befindet sich weiter auf dem Vormarsch. mag